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Wer rettet wen? Tiertherapie beim SASME-Projekt

„Wenn die Hunde die Krankenhauskorridore entlang laufen, ist es wie die Szene in Der Zauberer von Oz wenn alles sich verändert von schwarz-weiß … in FARBE“

Judi Levicoff. (Zitat übersetzt)

Sie sind ein wichtiger Teil unseres Lebens und viele von uns wissen, wie gut es ist ein Haustier zu haben, wenn man schwierige Erfahrungen durchlebt. Es ist egal, ob die Tiere trainiert sind oder nicht; wenn wir Haustiere besitzen und uns um sie kümmern, ist das für uns eine Art Therapie und hat gesundheitliche Vorteile. Haustiertherapie kann helfen, Stress, Ängste und Depressionen zu reduzieren. Sie kann auch dabei helfen, soziale Kompetenzen und das Selbstwertgefühl zu verbessern. Therapietiere helfen Kindern mit Lernschwächen, Aggressionsbewältigungs- und Verhaltensschwierigkeiten; es gibt sogar Hunde, die Kindern beim Lesen helfen. Immer mehr Tiere werden in Senioreneinrichtungen eingesetzt, weil sie Cholesterinspiegel senken, Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern und im Kampf gegen Depressionen helfen können. Aber das ist nicht alles! Diese großartigen Kreaturen helfen auch Familie und Freunden des Patienten – durch ihre Gegenwart fühlen auch sie sich besser.

Wenn man über Haustiertherapie (ein sehr grober Begriff) redet, muss man zwei Bezeichnungen definieren: Animal-Assisted Therapy (AAT = tiergestützte Therapie) und Animal-Assisted Activities (AAA = tiergestützte Aktivitäten). Es handelt sich um AAT wenn ein Tier in die Behandlung eines Patienten eingebunden wird und um AAA wenn Tiere in Freizeit- und Besuchsprogrammen eingesetzt werden, um Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu helfen. Hat die Therapie Risiken? Die größte Sorge sind die Sicherheit und Hygiene in Krankenhäusern. Die meisten der medizinischen Einrichtungen haben strenge Regeln um sicherzustellen, dass die Tiere sauber, geimpft und trainiert sind und sich angemessen verhalten. Centers for Disease Control and Prevention (Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention in den USA) haben noch nie Berichte von Infektionen durch Therapietiere erhalten.

Welches Tier für eine bestimmte Therapie ausgesucht wird, hängt von den Therapiezielen im Behandlungsplan einer Person ab. Oft eingesetzte Tiere in AAT sind Hunde, Katzen, Pferde, Kleintiere, Vögel und Reptilien.

Hunde

Süß und anschmiegsam sind Hunde die beliebtesten Tiere in der Haustiertherapie. Sie geben Menschen Zuneigung und Trost und sind perfekt für Patienten, die in beengten Konditionen leben. Die meisten der Therapiehunde tragen spezielle Kleidung um Leuten zu signalisieren, dass man sicher mit ihnen interagieren kann.

Katzen

Obwohl Katzen schwierig zu trainieren sind und nicht die gleiche Bandbreite von Aufgaben übernehmen können wie ein Hund, werden auch sie in Therapien eingesetzt. Die Tiere sind geeignet für Patienten, die Angst vor Hunden haben oder von ihnen eingeschüchtert sind. Die niedlichen Tiere können in Altenheimen gefunden werden, wo sie umherstreichen und die Senioren aufheitern.

Pferde

Auch Pferdetherapie genannt. Untersuchungen haben belegt, dass Pferdetherapie bei der Verbesserung folgender Bereiche erfolgreich sein kann: Durchsetzungsvermögen, emotionales Bewusstsein, Empathie, Stresstoleranz, Flexibilität, Impulskontrolle, Problemlösefähigkeiten, Selbstverwirklichung, Selbstständigkeit, Selbstachtung, soziale Verantwortung, zwischenmenschliche Beziehungen. (Quelle auf Englisch)

Reptilien

Unglaublich? Aber wahr! Reptilien werden jetzt in London eingesetzt, um Patienten mit Essstörungen und Depressionen Trost und emotionale Unterstützung zu spenden. Wenn man sich um ein Reptil kümmern möchte, braucht man Konzentration und Aufmerksamkeit. Das hilft den Patienten mit ihren mentalen, emotionalen und physischen Schwierigkeiten umzugehen. Sich um ein ungewöhnliches Haustier zu kümmern (was ein Reptil unzweifelhaft ist) gibt Patienten eine Dosis Selbstvertrauen.

Kleintiere

Kleintiere sind Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen. Sie werden dazu trainiert Patienten Unterstützung, Gesellschaft und Trost zu spenden. Sie helfen bei der Verbesserung der Motorik und bieten auch Verhaltens- und emotionale Vorteile.

Vögel

Besonders Papageien sind tolle Vögel für ein „Emotional Support Animal (Tier für emotionale Unterstützung)“. Sie haben hohe Levels an Empathie und können Sätze und Wörter lernen, die Patienten beschäftigen können. Sich um verletzte oder misshandelte Vögel zu kümmern, kann Veteranen mit PTBS helfen die Symptome zu verringern.

„Irgendetwas am Äußeren eines Pferdes ist gut für das Innere eines Menschen.“ sagte Winston Churchill über das Reiten. Seine Worte verweisen auch auf eine tiefere Bedeutung als nur die körperliche Bewegung. In der Gegenwart von Tieren; egal ob klein oder groß, mit weichem Fell oder ohne; geht es uns Menschen besser, sowohl in Gedanken wie im Herz.

Tiertherapie im Klarastift

Unser Team war dabei bei einem Treffen zwischen Bewohnern des Klarastifts in Münster und Tieren, das am 20. Juni 2017 stattfand. Auch dabei waren Experten. Der erste war Daan Vermeulen, ein Diplomphysiotherapeut mit vielen Jahren Erfahrung in der Geriatrie. Er arbeitet in tiergestützter Therapie mit dem Minischwein Felix, im geriatrischen und pädagogischen Bereich. Vermeulen ist ein bekannter Therapeut mit vielen Veröffentlichungen in Deutschland, unter anderem das Magazin „tiergestützte“. Dann war eine Expertengruppe der Eseltherapie Terhürne UG da, die Tiertherapie nicht nur für Senioren sondern auch für Kinder anbietet, wie auch Seminare und Kurse.

Während des Treffens schufen die Tiere und ihre Besitzer eine freundliche und positive Atmosphäre, die es den Bewohnern des Klarastift erlaubte, sich zu entspannen, wohlzufühlen und einfach zu lächeln.

Das Projekt wird durch das “Erasmus+”-Programm der Europäischen Union gefördert.

Mehr Infos zum Projekt unter ostviertel.ms/projekte/sasme.

Ostviertel-Redaktion

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