Montag morgens, acht Uhr am Bennohaus. Nur selten finden wir Praktikantinnen die Motivation die Woche so früh zu beginnen. Was uns an diesem Tag aus den Betten lockte, war nicht nur der Miniroadtrip nach Hamburg. Ein viel versprechendes Interview für die nächste “Promenade”-Folge stand an.
Die Sendung sollte das Fernsehformat der „Scripted Reality“ thematisieren. Unsere altbekannten Moderatoren, Anja und Benny, waren schon ganz erpicht darauf, die privaten Sender für ihre Formate zu kritisieren. Aber auch die Öffentlich-Rechtlichen sollten nicht ungeschoren davon kommen.
Wer könnte in eine solche Sendung besser passen, als der bekannte TV-Kritiker Holger Kreymeier aus Hamburg? Während unserer Ausbildung schwärmte Jan, unser Lehrer, Chef und Freund, mehr als nur einmal für den Macher von www.fernsehkritik.tv. So war die Aufregung, aber auch die Erwartung umso größer. Vier Mädels auf dem Weg nach Hamburg, was kann einem da schon die Stimmung verderben? Die Antwort erwartete uns eine Stunde nach Fahrtbeginn: Stau.
Nach 6 Stunden Fahrt endlich am Ziel angekommen, wurden wir freundlich von Holger und seinem Praktikanten begrüßt. Die Führung durch sein brandneues Studio brachte uns ins Staunen.
Vor der kitschigen Kulisse seiner Livetalk-Show durften wir auch unser Interview mit ihm drehen. Holger und unsere Moderatorin Anja machten es sich auf den Sofas bequem. Licht wurde gerichtet, Sound gecheckt und das Bild scharf gestellt.
Fast eine Dreiviertelstunde ging der Talk mit dem Fernsehkritiker. Er berichtete uns von seiner eigenen Vergangenheit bei der Boulevardpresse. Von seiner Motivation dort auszusteigen. Darüber, dass die öffentlich Rechtlichen ihren Bildungsauftrag vernachlässigten. Und natürlich wurde über die Fernsehformate der privaten Sender hergezogen. Das Gesellschaftsbild, das RTL mit Sendungen wie “Mitten im Leben”, “Familien im Brennpunkt” oder “Frauentausch” vermittle, sei nicht nur niveaulos sondern auch gefährlich, so Holger. “Hartz IV”-Empfänger würden als asozial und dumm dargestellt. „Die Leute schalten das auch noch ein und glauben daran!“
Einig in unserer Empörung über die deutsche TV-Landschaft verließen wir das nagelneue Fernsehstudio. Und mit dem guten Gefühl, mit der Kritik der Welt etwas Gutes getan zu haben. Wir können doch mehr als nur saufen und feiern und Spielchen vor den Kameras spielen. Also ran an die Computer und Promenade laden:
Promenade YEAH!
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