Dieses Mal brachte uns das Beruferoulette auf die Spuren eines Berufes, der auf den ersten Blick gar nicht so selten scheint. Eis gibt es im Sommer wie Sand am Meer. Da es für uns hauptsächlich zur Erfrischung im Sommer an heißen Tagen dient, stellen wir leider nicht mehr so hohe Ansprüche an die Qualität. Was uns Rosie Manusé von Gelato Mio in Coesfeld eröffnete, brachte uns alle zum Nachdenken. Darüber, wie wenig wir in Deutschland eigentlich für Essen ausgeben und was wir dafür bekommen.
Frau Manusé begrüßte uns sehr herzlich, gab uns Hauben für die Haare und Schürzen für die Kleidung und lud uns ein, dem letzten Teil der Eis-Produktion beizuwohnen. Ann-Katrin wurde wieder einmal tätig, indem sie spezielle Zutaten in einen Topf gab, das Ganze verrührte und in die Eismaschine goss. Während diese Eismaschine dann ihre Arbeit tat, folgten wir Frau Manusé in den Kühlraum, wo es ca. -20°C kalt war und nach Orangen und Zitronen duftete.
Zurück oben in der Wärme entnahm Ann-Katrin das Eis aus der Maschine und stellte es gemeinsam mit Frau Manusé in den Aufzug, der das fertige Eis in den Keller zum Kühlraum bringt.
Während wir das soeben selbst produzierte Eis verzehrten, erzählte uns Frau Manusé viel über die biologische Herstellung. Statt Kuhmilch wird hier nämlich Schafsmilch verwendet, und alle Produkte werden nur saisonal oder aus dem jeweiligen Herkunftsland (wie beispielsweise Vanille aus Madagaskar) über Fairtrade und ebenso biologisch eingekauft.
Was sie uns erzählte, klang logisch. Mit dem Löffel im Mund schmeckte man tatsächlich den Unterschied. Bereits eine Kugel machte uns schon satt. Qualität vor Quantität ist heute leider nicht mehr selbstverständlich, obwohl es so wichtig ist.
Warum muss man beispielsweise jeden Tag mäßig gutes, billig produziertes Fleisch essen, wenn man sich auch auf einmal die Woche beschränken, dann aber gutes und auch gut produziertes kaufen kann?
Frau Manusé erklärte uns aber auch, dass die meisten Eisdielenbetreiber in Deutschland aufgrund des Winters eben nur die Hälfte des Jahres arbeiten können. Somit müssen sie sich für den Rest des Jahres finanziell absichern. Da wir aber gleichzeitig nicht allzu viel Geld für Essen springen lassen (vor allem wenn es für uns nur als Erfrischung dient), spart man eben an der Produktion und steckt den Rest des Geldes in die eigene Tasche. Gelato Mio selbst produziert von Februar bis Ende November durchgehend und macht dann nur zwei Monate Produktionspause, in der trotzdem weiterhin Vorbereitungen getroffen werden.
Für Rosie Manusé zählt Eis nicht als Erfrischungsmittel, sondern als Essen wie jedes andere. Was man isst, sollte nicht billig, sondern gut sein!
Zu diesem Aspekt zählt auch die Konzentration auf unsere Geschmacksnerven. Das Auge, so sagt man, isst mit. Doch so sollte es eigentlich nicht sein. Denn das ist, was die Industrie uns glauben macht. Schönes Essen sei gut. Wenn das Eis glänzt und in knalligen Farben erstrahlt, zieht es uns mehr an, als wenn es seiner natürlichen Farbe entspricht. Das und auch die Hygiene sind der Grund, weshalb das Eis bei Gelato Mio an der Theke mit Deckeln abgedeckt ist. In dieser Eisdiele entscheidet das Auge nicht mit. Hier hört man darauf, was man wirklich will.
Das nur als ein kleiner Ausschnitt, doch schon dieses Gespräch brachte uns alle zum Nachdenken über unser gesamtes Essverhalten und unserer Einstellung der Nachhaltigkeit gegenüber.
Wir lernten von Frau Manusé also nicht nur viel über ihre spezielle Eisproduktion, sondern noch einiges mehr.
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