Seit Generationen findet man sie im Spielzimmer: Puppen. Doch hier ist nicht die Rede von irgendeiner Puppe, sondern von „Barbie“ von Mattel. Die erste Barbie erschien 1959: Wespentaille, geschminkt und mit blondem Haar, benannt nach der Tochter der Mattel-Gründer, Barbara Handler. Mittlerweile gehört Barbie zu den bekanntesten und meistverkauften Puppen der Welt. Außerdem sollen ca. 90% aller Mädchen weltweit mindestens eine Barbie-Puppe besitzen, andere Quellen sprechen sogar von sieben Barbies pro Mädchen. Doch wie hat es Barbie geschafft so einen Bekanntheitsgrad zu erlangen und sogar zu einem Sammlerstück zu werden?
Wenn man an eine typische Barbie denkt, dann hat sie blonde Haare, ist geschminkt, hat einen kurzen Oberkörper mit Wespentaille und lange Beine, außerdem ist sie hellhäutig. So kam auch schon die allererste Barbie auf die Welt, jedoch veränderten sich immer wieder gewisse Merkmale an ihr.
Die erste Veränderung war ihr Gesicht und ihre „Gesichtsbemalung“. Mit dem Resultat, dass sie mädchenhafter und nicht so streng erschien. Ab 1977 gab es dann einen neuen Körper mit neuer Kopfform und diesmal einem breiten Lächeln, statt dem vorher nur leicht geöffnetem Mund. Mit der Zeit wurde auch diese Form überarbeitet, sodass wir bei der heutigen Barbie ankommen.
1961 kam dann das männliche Pendant auf den Markt: Ken, benannt nach dem Sohn der Mattel-Gründer, Kenneth Handler.
Was der Bekanntheit sicher geholfen hat, waren die Filme, die Mattel seit 2001 produzierte. Anfangs orientierten sie sich noch an Märchen, wie beispielsweise „Der Nussknacker“ oder „Rapunzel“. Die neueren Filme jedoch, zeigen auch realere Schauplätze, wie z. B. in „Modezauber in Paris“. Es gibt auch einige Konsolenspiele, wie für den Nintendo DS oder die Nintendo Wii. Des Weiteren gibt es ebenfalls eine Serie namens „Barbie: Life in The Dreamhouse“ mit sieben Staffeln. In dieser geht es um Barbies Leben mit ihrer Familie, ihren Freund*innen und Haustieren, wobei den Charakteren bewusst ist, dass sie Plastikpuppen sind.
Es gibt auch verschiedene Barbielinien oder -reihen. Zum einen gibt es die Playline-Barbies, wie z.B. die Fashionistas, Modepuppen mit Augenmerk auf der Kleidung, und den Made To Move-Dolls, die sich durch ihre hohe Beweglichkeit ausweisen. Zum anderen gibt es auch die Collector-Barbies, wie z.B. die Reihe „Inspiring Women“. So gibt es z.B. eine Puppe von Amelia Earhart, eine amerikanische Pilotin und Autorin, die als erste Frau alleine den Atlantik überquerte. Natürlich produzierte Mattel auch Puppen passend zu den Filmen. Diese weisen dann Eigenschaften passend zu den Hauptcharakteren in den Filmen auf, wie z.B. Meerjungfrauenflossen oder Feenflügel. Es gibt sogar Fantasy-orientierte Sammlerpuppen, wie in den Linien Mythical Muse oder Faraway Forest. So gibt es z.B. eine Barbie mit Drachenflügeln und –schuppen.
Mattel lässt auch viele Puppen von berühmten Designer*innen entwerfen. So schuf Karl Lagerfeld z.B. die Water Sprite Barbie in der Linie Faraway Forest. Bei diesen Designerbarbies kann man jedoch auch mit einem gewissen Preis rechnen. So wurde die teuerste Barbie, die nach dem Designer Stefano Canturi benannt ist, für knapp 300 000 $ verkauft. Sie besaß ein diamantenbesetztes Collier und einen Diamantring, was den Preis nachvollziehbar macht.
Die Designerbarbies sind jedoch nicht die einzigen Barbies, die für sehr viel Geld verkauft werden. So wird die originale Barbie von 1959 auf ca. 27 000$ geschätzt, wobei ihr Originalpreis 1959 bei ca. drei Dollar lag.
Bei den verwendeten Materialien ist zu beachten, dass die Collector-Barbies von wesentlich höherer Qualität und Verarbeitung sind, als die Playline-Barbies. Im Verlauf der Jahrzehnte änderten sich mehrmals die Produktionsstätten von den Vereinigten Staaten über Japan und Malaysia bis nach China, wo die heutigen Puppen produziert werden. Wenn man eine Puppe von 1972 mit einer im Jahre 2010 produzierten vergleicht, fallen leider deutliche Qualitätsunterschiede bei Haaren, verwendetem Plastik und der Beweglichkeit auf. Mit der Zeit nahm letztgenannte immer mehr ab, sodass heutige Playline-Barbies und Fashionistas nicht einmal mehr über bewegliche Kniegelenke verfügen. Ein Merkmal, über welches ausnahmslos alle vor 2010 produzierten Barbies und Kens verfügten. Auch die Puppenkleidung ist von wesentlich schlechterer Qualität als früher.
Ein positives Merkmal ist, dass Mattel mittlerweile viel Wert auf die Vielfalt der Puppen legt, um inklusiv zu sein und Kinder verschiedener Hautfarben und Körpertypen anzusprechen. So gibt es seit 2016 bei der Fashionistareihe drei neue Körpertypen und neun Hauttöne. Also ist die Barbie von heute nicht mehr zwangsläufig hellhäutig und blond. Sogar mehr Augen- und Haarfarben gibt es, um die Individualität zu verdeutlichen. Es gibt seit längerem auch eine Barbie mit einer Beinprothese, eine im Rollstuhl sitzende und eine mit Vitiligo, einer Pigmentstörung. Sogar Behinderungen und Erbkrankheiten werden also berücksichtigt.
Darüber hinaus gibt es die Career Dolls, welche Mädchen dazu inspirieren sollen, von einem bestimmten Beruf zu träumen. So auch der Slogan von Mattels Barbie: „Du kannst alles sein“.
Trotz aller Mühe Mattels inklusiv und divers zu sein, fallen einige Kritikpunkte auf. So sind Barbies Körpermaße z. B. absolut unrealistisch und pflanzen somit ein Körperbild in Kinder, das nie zu erreichen ist, da ein Mensch mit Barbies Maßen niemals lebensfähig wäre. Kritiker*innen meinen auch, dass Barbies zierlicher Körper bei jungen Mädchen Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie fördere, da diese gerne so dünn wie Barbie wären.
Zuletzt ist noch anzumerken, dass die Traumberufe Barbies ein veraltetes Frauenbild darstellen. Zumindest in den ersten Jahrzehnten hatte Barbie nur typische „Frauenberufe“, wie z.B. Krankenschwester, Stewardess, Babysitterin oder Sportlerin, während Ken schon in seinen ersten Berufsreihen als Pilot oder Arzt auftrat. Hierbei muss man jedoch lobend erwähnen, dass mit den Jahrzehnten immer mehr neue Berufe aufkamen und die heutige Barbie auch als Politikerin, Astronautin, Juristin oder Ärztin auftritt.
Barbie begleitet die Welt schon seit drei Generationen und wo sie anfangs das dünne blonde Model war, ist sie heute fröhlicher, diverser und von vielen Freund*innen umgeben. Dort, wo die Qualität zwar nachgelassen hat, sind die Formen kreativer geworden und geben heute vielen Kindern die Möglichkeit, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und das zu tun, wofür Barbie geschaffen wurde: unbeschwert zu spielen.
P.S.: Wer mehr über die Veränderung der Mode von Barbie erfahren will, dem kann ich das Buch „Barbie Fashion: The Complete History of the Wardrobes of Barbie Doll, Her Friends and her Family” sehr empfehlen.
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