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Twelve points go to… Niemanden.. Oder?

Der Eurovision Song Contest 2020  blieb aus. Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass die Organisator*innen das Event absagen mussten. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) und ihre niederländischen Mitglieder NPO, NOS and AVROTROS haben sich allerdings dafür entschieden, dem Publikum eine Alternative zu bieten. Eurovision: Europe Shine A Light  fand am 16.05.2020 um 21 Uhr (CEST) statt. Exakt zur selben Zeit, an dem das Finale des Eurovision Song Contests stattgefunden hätte.

Es gab jedoch noch weiteres Alternativprogramm: ProSiebenSat.1 Media organisierte ihre eigene Show FreeESC – genau am selben Tag und genau zur selben Sendezeit wie Europe Shine A Light. Und das ist immer noch nicht alles! Das Erste hat beschlossen, ein deutsches Finale des Eurovision Song Contests 2020 zu organisieren und zu schauen, wer dieses Jahr gewinnen würde, zumindest aus der Sicht der deutschen Zuschauer*innen.

Am 16. Mai 2020 hatten die Fans des Eurovision Song Contests keine Möglichkeit den Wettbewerb in seiner ursprünglichen Form zu sehen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Show abgesagt. Alle mussten die umständliche Situation akzeptieren: Die Niederlande konnte die Show nicht austragen, die Künstler*innen konnten nicht auftreten und die Zuschauer*innen konnten den ESC nicht genießen. Obwohl niemand weiß, wie der ESC im nächsten Jahr aussehen wird, haben einige Länder bereits beschlossen, dass ihre für 2020 ausgewählten Vertreter*innen, auch im Jahr 2021 auftreten werden. Dies hingegen wird ein Neuanfang mit neuen Songs und neuen Mitstreiter*innen sein.

Am 16. Mai 2020 hatten die Zuschauer*innen und Fans des Eurovision Song Contests allerdings andere Möglichkeiten. Zum einen fand Eurovision: Europe Shine A Light statt, zum anderen wurden Eurovision 2020 – das deutsche Finale und Free European Song Contest ausgestrahlt. Doch wie kam es dazu? Drei Shows, die Eurovision betreffen und auch noch genau zur gleichen Zeit ausgestrahlt werden?

FreeESC, produziert von Raab TV und organisiert von ProSiebenSat.1, sollte eigentlich die offizielle Alternative für den ersatzlosen Ausfall des Contests bieten und wurde bei der EBU als Vorschlag eingereicht. Diese lehnte den jedoch ab und veranstaltete ihre eigene Eurovision-Alternative. Raab wendete sich danach an den vertrauten Sender ProSieben.
Der Free European Song Contest wurde von Steven Gätjen und Conchita Wurst (der Gewinnerin des ESC 2014) moderiert. Die Regeln? Fast die selben wie bei Eurovision: Auftritte der Künstler*innen und die anschließende Live-Punktevergabe.

Fast dasselbe bedeutet aber nicht genau dasselbe. Natürlich sind aufgrund der COVID-19-Pandemie hauptsächlich deutsche Künstler*innen aufgetreten, bei denen der Migrationshintergrund mal mehr und mal weniger ausschlaggebend dafür war, für welches Land sie antraten. Auch die Abstandsregelungen wurden eingehalten. FreeESC  konzentrierte sich darauf, Spaß zu vermitteln und das Publikum durch lustige und auch manchmal nostalgisch angehauchte Momente zu unterhalten.

Wie eine Zuschauerin auf Twitter zusammenfasst:

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Am Ende gewann Nico Santos mit Like I love you den Contest.

Das Erste beschloss ein deutsches Finale von Eurovision 2020  zu organisieren. Barbara Schöneberger moderierte zusammen mit Peter Urban (Moderator von Eurovision) und Michael Schulte (Vertreter Deutschlands beim ESC 2018) die Show. Die Veranstaltung fand in einer leeren Elbphilharmonie in Hamburg statt.

Zehn Songs, die eine Woche zuvor von den Zuschauer*innen ausgewählt worden sind, wurden präsentiert. Einige davon als Musikvideos, andere live. Alle Songs hätten zudem auch beim Eurovision Song Contest 2020 aufgeführt werden sollen. The Roop aus Litauen mit On Fire gewann den Wettbewerb. Das war auch keine große Überraschung, denn vor der COVID-19-Pandemie war dies das Lied, das große Aufmerksamkeit auf sich zog und bereits viele Menschen favorisiert hatten.

Am 16. Mai 2020 organisierte die EBU zusammen mit dem niederländischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk (da die Niederlande den letzten Wettbewerb gewonnen hatten und das diesjährige Finale ausrichten sollten) Eurovision: Europe Shine A Light. Die Veranstaltung fand in Rotterdam statt und wurde auf dem offiziellen YouTube-Kanal des ESC ausgestrahlt. Es wurden kurze Ausschnitte aller Songs, die in diesem Jahr präsentiert werden sollten, gezeigt und auch über kurze Video-Botschaften der Künstler*innen konnten sich die Zuschauer*innen freuen.

Gewinner*innen der vorherigen Eurovision-Finals traten – natürlich online – auf: Måns Zelmerlöw (Gewinner ESC 2015). Er widmete seinen Song Heroes allen medizinischen Pflegekräften, die gerade mit COVID-19 zu kämpfen haben. Netta (Gewinnerin ESC 2018) mit ihrem neuen emotionalen Song Cuckoo und Marija Šerifović (Gewinnerin ESC 2007) mit einem speziellen Musikvideo zu ihrem Siegerlied Molitva über leere Straßen und Menschen, die Gesichtsmasken tragen.

Viele Aspekte des Europe Shine a Light-Konzerts ließen nicht vergessen, dass die COVID-19-Pandemie unser Leben verändert hat und immer noch verändert. Die Gastgeber*innen teilten außerdem mit, dass die Veranstaltung in der Rotterdamer Philharmonie und nicht, wie ursprünglich geplant, in der Ahoy Arena stattfindet. In der Ahoy Arena wurde ein temporäres Krankenhaus für COVID-19-Patient*innen gebaut. Diese Information erinnerte das Publikum nochmal daran, warum es so wichtig war, dass der Eurovision Song Contest  in diesem Jahr ausgefallen ist. Trotzdem ließen emotionale Darbietungen, positive Botschaften der Künstler*innen und Informationen, dass einige von ihnen nächstes Jahr teilnehmen werden, die Zuschauer*innen auf ein besseres nächstes Jahr hoffen – wie die Veranstalter*innen auf Twitter versprochen haben:

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Deutsch: „Wahrzeichen in ganz Europa leuchten im Einklang mit der unglaublichen Rotterdamer Philharmonic Orchestra auf, die Love Shine A Light spielt. Brüder und Schwestern, lasst Eure Liebe in jedem Winkel der Herzen ein Licht erstrahlen lassen“.

Am 16. Mai 2020 gab es für die Fans von Eurovision zahlreiche Alternativen, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass eigentlich alles abgesagt werden sollte. Es fanden drei verschiedene Shows gleichzeitig statt. Während Raabs Show die Leute zum Lachen brachte, hatten Shine a Light und das deutsche Finale thematisch mehr mit Eurovision zu tun. Die Statistiken zeigten, dass unter den Deutschen der FreeESC mit 2,57 Millionen Zuschauer*innen knapp geringere Einschaltquoten erzielte, als die Konkurrenz in der ARD mit 3,18 Millionen Zuschauer*innen. Der ZDF-Krimi erreichte mit 5,48 Millionen Zuschauer*innen jedoch die höchste Einschaltquote, und war somit der Gewinner des Abends.

Die Niederlande erhalten im nächsten Jahr eine zweite Chance den Wettbewerb auszutragen, genau wie einige Künstler*innen, die daran teilnehmen werden. Die Organisator*innen und die Zuschauer*innen werden nie erfahren, wer dieses Jahr gewonnen hätte. Der 16. Mai 2020 ging alledings nicht verloren und trotz der Pandemie war der Eurovision Song Contest präsent – auf die eine oder andere Weise.

Text: Daria Jaranowska
Übersetzung aus dem Englischen: Carolin Wart

Daria Jaranowska

Journalistin, Projektkoordination und Koordination Bürgermedien im Bennohaus.

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