Die letzten Tage sind gezählt: Der Privatsender Zee.One mit Programmschwerpunkt Bollywood stellt den Sendebetrieb Ende dieses Monats nach nur vier Jahren Laufzeit komplett ein. Ursache hierfür sei die weltweite Corona-Pandemie. Schwierigkeiten auf dem deutschen Markt überhaupt Fuß zu fassen, hatte der Sender allerdings von Beginn an.
Frust und Unzufriedenheit statt Eskapismus
Zee.One startete 2016 mit großen Ambitionen. Mit dem größten Medienkonzern Indiens, der Essel Group und seiner Tochterfirma Zee Entertainment Enterprises Ltd. im Rücken, wollte der Sender auf dem deutschen Markt nach nur drei Jahren schwarze Zahlen schreiben. Rund um die Uhr sollte das Publikum hochwertige indische Filme und Serien zu sehen bekommen. Auch Magazin- und Unterhaltungssendungen waren geplant – die Erwartungen also dementsprechend hoch. Doch schon nach kurzer Zeit handelte sich der Sender die ersten Shitstorms durch gekürzte Fassungen und rausgeschnittene Gesangs- und Tanzeinlagen ein.
Wie der CEO des europäischen Geschäfts von Zee Entertainment, Neeraj Dhingra vor dem Sendestart im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de ankündigte, war das alles Strategie: “Wir haben unsere Bollywood-Library genau analysiert und werden für Zee.One spezielle Fassungen aufbereiten, die den TV-Gewohnheiten der Deutschen entgegenkommen. Für diese Aufgabe haben wir ein Team.“
Die deutsche Senderchefin, Friederike Behrends blieb optimistisch und betonte immer wieder die Wichtigkeit, einerseits die aktive Bollywood-Fangemeinde mit einzubeziehen, aber andererseits auch für Menschen zugänglich zu bleiben, die noch nie in Berührung mit indischen Produktionen gekommen sind. Diese Absicht ist verständlich, aber auf welchem Wege wollte der Sender seine Produkte “für den deutschen Markt” aufbereiten? Vielleicht ist ihnen ihre eigene Strategie zum Verhängnis geworden?
Dass die indische Filmindustrie eine große Bandbreite an unterschiedlichen Genres zu bieten hat und eine große unabhängige Filmlandschaft beherbergt, ist kein Geheimnis. Erfolgreiche Filme und Serien, die auch international große Anerkennung feierten, haben es dennoch nicht direkt zu Beginn ins Programm geschafft, sondern wurden erst nach und nach ins Programm integriert. Das hatte automatisch zur Folge, dass man die Menschen abgeschreckt hat, die kein Interesse an klassischen Bollywood-Filmen hatten. Auch Produktionen im klassischen Bollywood-Stil haben ihren Sinn und Zweck und werden zielgruppengerecht produziert. Wenn man diesen Filmen also ihre charakter-typischen Elemente nimmt, dann ist der Aufschrei natürlich absehbar.
Gut gemeint ist nicht gut gemacht
Um eine möglichst breite Masse anzusprechen, hat Zee.One über die letzten vier Jahre viele verschiedene Strategien entwickelt und versucht, die niedrigen Quoten irgendwie zu heben: Eigenproduktionen sollten stärker in den Fokus gerückt werden, der Vermarkter wurde gewechselt und noch kurz vor der Corona-Krise kündigte der Sender die Veröffentlichung einer erstmals türkischen Produktion an, dessen Start dann aber auf unbestimmte Zeit verschoben worden war.
Zwischen Januar und April 2020 wies der Sender dann einen Marktanteil von 0,0 Prozent auf. Die Einschaltquoten waren also weit von den Wunschvorstellungen entfernt. Die Corona-Krise besiegelte schließlich die Zukunft des Senders, der ohnehin schon zum Scheitern verurteilt war.
Ein zu erwartender Abschied
Nach rund vier Jahren ist das Ende nun abzusehen. Das Projekt Zee.One erwies sich als herausfordernder als zu Beginn gedacht. Die Verantwortlichen verschätzten sich in der Vergangenheit mehrmals, was den Sender dazu brachte, Konzepte und Strategien immer wieder zu ändern oder neu auszurichten. Die niedrigen Einschaltquoten belegten, dass die Strategie nie ausreichend durchdacht war oder ein zielgerichtetes Konzept verfolgte. Eine stabile Basis und sichere Identität konnte der Sender leider nie entwickeln und somit auch keine spezifische Zielgruppe bedienen. Eher war Gegenteiliges der Fall: Sie verärgerten ihre Hauptzielgruppe mit unsensiblen oder ziellosen Entscheidungen.
Eine zweistellige Anzahl von Mitarbeiter*innen sei vom Aus des Senders betroffen. Ob der Sender jemals wieder auf den deutschen Markt zurückkehrt, ist erstmal nicht einzuschätzen.
Ich finde es der Sender darf nicht aufhören, für alle die euch lieben 🥰 Last uns deutsche Zuschauer nicht im Stich .Ein Tag ohne Euch gab es selbst im Urlaub nicht . Bitte bitte versucht alles 👍👍👍