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Ein unermüdlicher Aufklärer

Schon einmal vorweg: Die Paul-Wulf-Skulptur „Münsters Geschichte von unten“ bleibt nun dauerhaft am Servatiiplatz. Das hat die Bezirksregierung am 23. Juni 2020 beschlossen. Der Freundeskreis Paul Wulf hatte sich seit den Skulptur-Projekten 2007 für den Erhalt dieser Skulptur eingesetzt.

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/muenstertube/posts/2668562063360032

Die Gründung des Freundeskreises

Aber von Anfang an: Der Freundeskreis Paul Wulf hatte sich nach der Beerdigung des Münsteraner NS-Opfers und Antifaschisten im Jahr 1999 gegründet. Paul Wulf hatte in seinem langen Leben ein umfangreiches Archiv über den deutschen Faschismus und die Verstrickungen der neuen bundesdeutschen Eliten in den Faschismus angelegt. Das Archiv, das in der Villa ten Hompel untergebracht ist, galt und gilt es zu sichten, aufzubereiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine Mammutaufgabe für den kleinen Freundeskreis, aber eine sehr spannende.

Neben dieser Hauptaufgabe des Freundeskreises hat sich die Gruppe auch das Ziel gesetzt, die Geschichte von Paul Wulf in Münster bekannt zu machen.

So wurde schon im November 1999 eine große Gedächtnisveranstaltung im Andenken an Paul Wulf veranstaltet: 250 Menschen versammelten sich in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) am Breul. Es wurden Texte von Paul Wulf und Erich Mühsam und Texte gegen den Krieg, gegen die Klerisei, gegen das Philistertum rezitiert, es wurde musiziert und es wurde die Geschichte und das Schicksal von Paul Wulf und die Verbrechen der NS-Euthanasie reflektiert. Dazu wird der WDR-Dokumentarfilm „Die nicht vorhersehbare Spätentwicklung des Paul W.“ von Robert Krieg gezeigt.

Aber zunächst zum Leben und Wirken von Paul Wulf:

Das Leben und Schicksal von Paul Wulf

Egal wo man ihn gerade traf, aus seiner legendären Aktentasche zauberte er immer wieder seine neuesten Funde, spannende Bücher oder Kopien, die er bei seinen Touren durch die Archive und Buchläden entdeckt hatte.“ (Bernd Drücke, Mitbegründer des Freundeskreises Paul Wulf, in seinem Nachruf)

Paul Wulf (Foto: Ralf Emmerich)

Paul Wulf wurde am 2. Mai 1921 in Essen-Altenessen in proletarischen Verhältnissen geboren. Sein Vater war Zechenarbeiter. Er hatte drei Geschwister.

Angesichts ihrer materiellen Notlage mussten seine Eltern ihn 1928 schweren Herzens in die Obhut eines katholischen Kinderheimes in Cloppenburg geben. 1932 wurde er in eine jugendpsychiatrische Anstalt nach Marsberg verlegt. In dieser Anstalt lebten gesunde und als krank erklärte Kinder unter „menschenunwürdigen Bedingungen“ zusammen. „Hier waren sie den Anstalts-‚Ärzten‘, den ‚Menschen-Metzgern‘ (so Paul) und ihren ‚rassenhygienischen Maßnahmen‘ ausgesetzt“, so Bernd Drücke in seinem Nachruf.

1937 stellten die Eltern einen Antrag auf Entlassung Pauls aus der Anstalt. Sie hatten Angst, dass Paul der NS-Euthanasie zum Opfer fallen könnte. Der Leiter der Anstalt stimmte dem Antrag unter der Bedingung der Zwangssterilisation zu, schließlich sei Paul „angeborener Schwachsinn ersten Grades“ zu attestieren. Die Eltern gaben schweren Herzens die geforderte Zustimmung zur Zwangssterilisation. Im März 1938 wurde Paul dann im Paderborner Landeskrankenhaus zwangssterilisiert.

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Nach seiner Entlassung, jetzt ein junger Bursche von 17 Jahren, „konspirierte mit Kriegsgefangenen, gab Informationen an sie weiter und verübte kleinere Sabotageaktionen“ (Bernd Drücke über Paul Wulf).

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/posts/2571573896188482

Kampf um Anerkennung als NS-Opfer

Nach 1949 kämpfte er um seine Anerkennung als Opfer des deutschen Faschismus. Doch schon 1950 lehnte das Amtsgericht Hagen ab: Der Antragsteller habe sich „offenbar spät entwickelt“ und da die Entwicklung für ihn damit günstig verlaufen sei, sei die Diagnose „angeborener Schwachsinn“ nicht mehr aufrechtzuerhalten. Aber einen Schadensersatzanspruch lehnte das Gericht ab: „Erfahrungsgemäß behaupten die Betroffenen, durch die Unfruchtbarmachung körperliche Schäden, die zur Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitsbehinderung geführt haben sollen, erlitten zu haben. Die Erfahrung des Wiederaufnahmegerichts lehrt, dass diese körperlichen Schäden durchweg simuliert werden“, so die Begründung des Gerichts. Erst 1979 gab ihm das Sozialgericht Münster Recht und verurteilte die Landesversicherungsanstalt zur Zahlung einer bescheidenen Erwerbsunfähigkeitsrente.

In einer biografischen Notiz beschrieb Paul seinen Kampf um Anerkennung als Opfer der NS-Psychiatrie so:

Viel Zeit ist seit 1945 vergangen, seit der Niederlage des nationalsozialistischen Regimes. Viele für mich grausame Jahre sind vergangen, in denen ich als in der Jugend Verfolgter ohne Rechtsanspruch in diesem Rechtsstaat übergangen worden bin. Mit sechzehneinhalb Jahren wurde ich sterilisiert. Seit 1949 führe ich gegen diesen Rechtsstaat Prozesse, um meine Ansprüche geltend zu machen. Dabei musste ich in all den Jahren erkennen, dass dieser Rechtsstaat in seinem Rechtsverständnis alles daran setzte, den Kreis der Sterilisationsgeschädigten auszuschließen – sei es durch die Ausrede, auch in anderen Ländern gebe es Sterilisationsgesetze, oder finanzielle Probleme würden eine Entschädigung unmöglich machen.

Aus diesen Gründen begann ich mir Gedanken zu machen, wer die Drahtzieher in unseren Rechtsinstitutionen waren, die eine Entschädigung dieser Opfer verunmöglichen. Die ehemaligen Sonderrichter der Erbgesundheitsgesetze trugen in der Nachkriegsära dazu bei, Nazi-Gesetze für rechtskräftig zu erklären. Sonderbare Vertreter waren in Gesundheitsdezernaten anzutreffen, die alles daran setzten, die Zwangssterilisierten auszuschließen. So unterstand das Gesundheitsdezernat am Oberfinanzpräsidium Münster einem Amtsrichter a.D., der in Berlin Erbgesundheitsrichter gewesen war. Der verstorbene Arzt Dr. Martini, der früher Leiter der vertrauensärztlichen Stelle der Landesversicherungsanstalt war, bemerkte mir gegenüber, als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass mir eine Entschädigung zustehe: ‚Solange ich lebe, werden Sie keine Entschädigung bekommen!‘“ (zitiert nach: Norbert Eilinghoff: Gedächtnisveranstaltung für Paul Wulf)

Ein unermüdlicher Aufklärer

Doch er musste schon bald sehen, dass viele der alten NS-Schreibtischtäter auch im ‚neuen Deutschland‘ Schlüsselpositionen besetzten und gesellschaftliches Ansehen genossen, während er aufgrund seiner offen ausgesprochenen sozialrevolutionären Gedanken selbst in Zeiten der Vollbeschäftigung oft arbeitslos und arm war. ‚Rote‘ wie er wurden nicht eingestellt.“ (Bernd Drücke im Nachruf)

Also engagierte sich Paul Wulf in der Aufklärung über die Verbrechen der NS-Zeit und die personellen Kontinuitäten zwischen NS- und Nachkriegszeit:

Er recherchierte in Staatsarchiven und -bibliotheken, historische Akten und Zeitungsausschnitte waren sein Material, Euthanasie, auch die Situation der Frauen, der Jugendlichen und der Sinti und Roma im NS-Staat waren seine Themen. Am Ende seiner jeweiligen Arbeit standen Ausstellungen über das jeweilige Thema. Seine Ausstellungen waren aber nicht normale Ausstellungen: Sie waren Collagen aus Zeitungsartikeln, Akten, Fotos und Hintergrundinformationen. Inspiriert zur Collagenform hatten ihn die Arbeiten des Dadaisten John Heartfield und des Antimilitaristen Ernst Friedrich.

Collagen von Paul Wulf im digitalen UWZ-Archiv: http://uwzarchiv.plentyfact.net/digarc/13-06-01-000-0008/

Auf diese Weise machte er auf die NS-Vergangenheit von vielen bekannten Persönlichkeiten in der Nachkriegs-BRD aufmerksam: So deckte er auch die NS-Vergangenheit von Otmar von Verschuer auf, der ab 1951 Professor für Humangenetik, erster Lehrstuhlinhaber des neu gegründeten Institut für Humangenetik und zeitweise auch Dekan der Medizinischen Fakultät an der Universität Münster war. Bis zu seinem Tod am 8. August 1969 blieb Verschuer trotzdem ein hoch angesehener Bürger seiner Stadt.

So machte er sich viele Feinde, weil er als Ergebnis seiner Recherchen zum Beispiel die Nazivergangenheit des Münsteraner Professors Dr. Otmar Freiherr von Verschuer dokumentierte und dessen NS-Schriften zugänglich machte. Verschuer war Leiter der „Zwillingsforschung“. Sein bekanntester Schüler war der KZ-Arzt Josef Mengele, der im KZ Auschwitz-Birkenau für Verschuers Forschung Menschen mit Krankheitserregern infizierte und die Proben an ihn sandte.“ (Bernd Drücke beim UWZ-Archiv)

Ein undogmatischer, linker Einzelkämpfer und Spaßguerillero

Paul Wulf verstand sich als Aufklärer und Antifaschist:

Er war ein extrem humorvoller Mensch und leidenschaftlicher Blasphemiker, er liebte das revolutionäre Pathos und konnte sich über herrschaftskritische und antiklerikale Späße wie ein Kind freuen. Seine Waffe war das kritische und entlarvende Wort. Sein Ziel war ein libertärer Sozialismus, eine herrschaftsfreie Gesellschaft.“ (Bernd Drücke beim UWZ-Archiv)

Er war Gründungsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) und engagierte sich zeitweise in der ab 1956 verbotenen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

Doch die Kaderkommunisten waren ihm, dem lebensfrohen Freidenker und Anarchisten, bald zu hierarchisch, zu ‚revisionistisch‘, zu autoritär, zu stalinistisch. Er blieb ein undogmatischer, linker Einzelkämpfer. Kaum eine Hausbesetzung, kaum ein alternatives Straßenfest, kaum eine Anti-Atom-, Anti-Kriegs- oder Antifa-Demonstration, an der er nicht teilnahm. Noch kurz vor seinem Tod engagierte er sich gegen den NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien.“ (Bernd Drücke beim UWZ-Archiv)

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/photos/a.1147107028635183/1235904573088761/

1991 erhielt Paul Wulf das Bundesverdienstkreuz. Es hatten sich viele Menschen in Münster, darunter der ehemalige ESG-Pfarrer Werner Lindemann dafür eingesetzt, dass er das Bundesverdienstkreuz bekommen solle: Die Verleihung aber war „für ihn eine zwiespältige Sache“. Er hatte überlegt, den Orden abzulehnen, weil er meinte, dass so viele schlechte Menschen, so viele Nazis diese Auszeichnung gekriegt‘ haben“. (Bernd Drücke im Nachruf)

1998 wurden endlich die Beschlüsse der Erbgesundheitsgerichte zur Zwangssterilisation durch Gesetz aufgehoben.

Am 3. Juli 1999 verstarb Paul Wulf im Alter von 78 Jahren.

Dass im Mai 2007 das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses durch den Bundestag aufgehoben und zu einem NS-Unrechtsgesetz erklärt wurde, konnte Paul Wulf leider nicht mehr erleben. Im Januar 2011 gestand der Bundestag den Opfern einen Entschädigungsanspruch im Rahmen des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes (AKG-Härterichtlinien) zu, nachdem sie jahrzehntelang nicht als Verfolgte des NS-Regimes galten.

Aus dem Jöttenweg wird der Paul-Wulf-Weg, aus Hindenburgplatz wird Schlossplatz

Wie schon geschrieben: Der Freundeskreis Paul Wulf kümmert sich nicht nur um das ausgiebige Archiv, dass Paul Wulf hinterlassen hat. Auch andere Aktionen macht der Freundeskreis: Seit Mai 2007 engagierte sich der Freundeskreis zum Beispiel für eine Umbenennung des Münsteraner Jöttenwegs in „Paul-Wulf-Weg“. 2012 war es soweit.

Karl Wilhelm Jötten war NS-Rassenforscher. Trotzdem konnte er nach 1945 unbehelligt an der Uni Münster weiterarbeiten. Bernd Drücke schreibt beim UWZ-Archiv:

Jötten war von 1924 bis zu seinem Tod 1958 Direktor des Münsteraner Instituts für Hygiene. Seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Gewerbehygiene haben ihm hohe Ehrungen eingebracht. Er bekam das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Deutsche Akademie der Naturforscher zeichnete ihn mit der Cothenius-Medaille aus. Bis vor kurzem genoss Karl Wilhelm Jötten in Münster einen guten Ruf. „Dass er der eugenischen und rassenhygienischen Forschung an der Universität Münster bis 1945 wie kaum ein anderer Vorschub leistete, wird mithin gerne übersehen“, schreibt Jan Nikolas Dicke in seiner Examensarbeit (Weißensee-Verlag 2004). Dickes Dissertation belegt, dass Jötten menschenunwürdige Praktiken mit seiner akademischen Autorität legitimierte.“

Ebenso unterstützte der Freundeskreis aktiv den Kampagnen-Kreis gegen die Rückumbenennung des Schlossplatzes in Hindenburgplatz. Schließlich war Hindenburg der Steigbügelhalter Hitlers.

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/photos/a.1147107028635183/1288839271128624/

Zur Debatte um Straßennamen in Münster:

„Ehre, wem Ehre gebührt?“
NS-belastete Straßennamen in Münster
Eine Doku über den Umbenennungsprozess 2007-2012
http://grosse-nobis.info/texte/strassennamen.htm

Paul kommt groß heraus

2007 wurde Paul Wulf Teil der Skulptur-Projekte Münster, der großen internationalen Kunstausstellung von Skulpturen und Plastiken im öffentlichen Raum, die seit 1977 im Abstand von zehn Jahren in Münster stattfindet. Dabei werden jeweils einige Werke der 100 Tagen dauernden Ausstellung von Stadt, dem LWL-Museum für Kunst und Kultur oder der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gekauft und werden so dauerhafter Bestandteil des Stadtbilds. Zunächst sollte diese Ehre Paul Wulf nicht zuteil werden.

Die Frankfurter Künstlerin Silke Wagner sollte 2007 an den Skulptur-Projekten teilnehmen. Zunächst plante sie, das Archiv des damaligen Umweltzentrums mit vielen linksalternativen Zeit- und Flugschriften als Medienskulptur in die Innenstadt Münsters zu bringen. Später – nach Gesprächen mit Bernd Drücke über Paul Wulf – wurde die Idee mit dem Thema Paul Wulf kombiniert. Daraus entstanden ist unter dem Namen „Münsters Geschichte von unten“ ein digitalisiertes linksalternatives Archiv unter uwz-archiv.de und die Skulptur „Paul Wulf“, die konzipiert ist als Litfaßsäule. Sie wurde damals und wird immer noch  im Wechsel mit Dokumenten über Paul Wulf, die Anti-Atom-Bewegung in Münster, Kriminalisierung von linke Münsteraner Literatur und Münsters Hausbesetzer*innenszene plakatiert. Interessant an der Skulptur sind auch seine Mundwinkel: Der rechte Mundwinkel ist schmerzlich nach unten gezogen und zeigt somit den Schmerz, den Paul Wulf erlitten hat. Der linke Mundwinkel ist freudig und verschmitzt nach oben gezogen und zeigt das freudige, schalkhafte, das Paul Wulf anhaftete.

Für Streit sorgte die weitere Verwendung der Skulptur nach den 2007er Skulptur-Projekten. Viele Münsteraner*innen setzten sich für den dauerhaften Verbleib der Skulptur in Münster ein. Auch in einer Umfrage der Münsterschen Zeitung war Paul Wulf der Favorit. Aber mit Mehrheit von CDU und FDP wurde ein dauerhafter Verbleib der Skulptur in Münster zunächst vom Kulturausschuss abgelehnt. Zu „links“ waren der Mehrheit das Projekt und die Beteiligten.

Erst die Bezirksvertretung Mitte entschied, die Säule im Bereich des Servatiiplatzes aufzustellen. Dies sollte durch private Spenden finanziert werden. Aus diesem Grund blieb die Skulptur eingelagert, bis sie am 6. September 2010 offiziell der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Derweil lief eine Spendenkampagne um die benötigten 35.000 EUR für Ankauf und Verbleib der Skulptur zu akquirieren. Nicht nur viele Münsteraner*innen Unterstützen den Freundeskreis Paul Wulf bei der Kampagne. Auch Tatort-Kommissar Thiel und Konstantin Wecker unterstützen die Spendenkampagne.

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/posts/2216390495040159

Einweihung am Servatiiplatz

Seit 2010 steht Paul Wulf nun am Servatiiplatz. Und als letzten Erfolg des Freundeskreises kann angesehen werden, dass die Bezirksvertretung am 23. Juni 2020 beschlossen hat, dass Paul Wulf nun dauerhaft dort stehen bleiben darf.

Und das ist auch gut so. Denn die Paul-Wulf-Skulptur ist ein wichtiger Gegenpart und Kontrast gegenüber den vielen Kriegerdenkmalen an der Promenade.

Gedenken zum 20. Todestag von Paul Wulf: „Der unermüdliche Aufklärer“

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/posts/2604578226221382

Am 3. Juli 2019 jährte sich Paul Wulfs Todestag zum 20. Mal. Aus diesem Anlass fand an dem Tag eine Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Paul bleibt!“ an der Paul-Wulf-Skulptur auf dem Servatiiplatz statt. Organisiert wurde die Feier vom Freundeskreis Paul Wulf und sollte unterstreichen, dass die Skulptur als fester Bestandteil von Münsters Denkmalkultur angesehen werden müsse und ein dauerhafter Verbleib der Skulptur geboten sei (zu dem Zeitpunkt war der dauerhafte Verbleib ja noch nicht gesichert).

Es redeten damals Sarah Weßling und Hannah Wortmann, zwei Schülerinnen des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums, Marita Otte (SPD, Bezirksvertretung Münster-Mitte), Dr. Georgios Tsakalidis (Integrationsrat Münster), Dr. Robert Krieg (Filmemacher), Dr. Bernd Drücke (Freundeskreis Paul Wulf), Andreas Kemper (Soziologe & Publizist) und Detlef Lorber (VVN/Bund der Antifaschist*innen). Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Liedermacher Baxi, Pit Budde (Ex-Cochise) und dem Duo Contraviento & amigos.

Der Autor dieser Zeilen hat damals ausgiebig bei der Sperre berichtet:

„Der unermüdliche Aufklärer“: Gedenken an NS-Opfer Paul Wulf
https://www.sperre-online.de/der-unermuedliche-aufklaerer-gedenken-an-ns-opfer-paul-wulf/

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/posts/2575735325772339

Gedenken 20. Todestag

Paul-Wulf-Skulptur als politischer Ort

So ist die Paul-Wulf-Skulptur auch ein politischer Ort in Münster geworden. Regelmäßig finden dort Veranstaltungen statt. So begann die Demonstration gegen die Präsenz der AfD auf dem Katholikentag 2018 in Münster an der Paul-Wulf-Skulptur.

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/posts/1944282925584252

Aber die Skulptur wird auch „unfreiwillig“ politischer Aktivist, wenn verschiedene politische Gruppen per Transparent ihre Forderungen Paul umhängen.

So forderte zum Beispiel im März eine Collage an der Paul-Wulf-Skulptur „Leave no one behind“, als die Seebrücke am Internationalen Tag gegen Rassismus das „Sterben an den EU-Außengrenzen“ kritisierte.

#LeaveNoOneBehind

Siehe auch: https://www.ostviertel.ms/2020/03/21/politik-unter-bedingungen-des-virus-in-muenster/

Jüngst hatte auch Fridays for Future ein Plakat an der Skulptur angebracht: Wie wir berichteten, hatte Fridays for Future wegen der Corona-Pandemie ihre Großdemonstration abgesagt. Dafür wurde die Promenade mit vielen schon früher auf Klimademonstrationen benutzten Demoschildern plakatiert – sozusagen als Demo ohne Menschen.

Heute, am 24.4.2020, fand der 5. Globale Klimastreik statt, wegen Corona vor allem im Netz. Es wurden aber auch zehntausende #fighteverycrisis-Plakate aufgehängt, auch an der Promenade und auch auf dem Bauch der Paul-Wulf-Skulptur in Münster.

Zum Facebook-Beitrag: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/posts/3218364321509433

Publikationen und Kontakt

Im April 2007 hat der Freundeskreis das Buch „Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune. NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand“ herausgegeben. Nächstes Jahr soll eine weitere Publikation erscheinen.

Weitere Infos

Stadt Münster: Paul-Wulf-Skulptur: Skulptur „Münsters Geschichte von unten“ (Paul Wulf)
https://www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale/erinnern-nach-2000/paul-wulf-skulptur.html

Between war and peace – Denk‘mal in Münster: Paul-Wulf-Skulptur: „Münster von unten“
http://www.between-war-and-peace-muenster.de/paul.htm

Wikipedia Paul Wulf
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Paul_Wulf

Beiträge über Paul Wulf

26.07.2020
Paul trägt Maske
https://r-mediabase.eu/paul-traegt-maske/

26.07.2020
Münster: „Paul Wulf trägt Maske!“ – Protest gegen Coronaleugner*innen
https://muenstertube.wordpress.com/2020/07/26/muenster-paul-wulf-traegt-maske-protest-gegen-coronaleugnerinnen/

08.07.2020
Münster behält Gedenkort für Paul Wulf: Streit um dauerhafte Ehrung für von den Nazis Verfolgten damit zu Ende
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1138852.muenster-behaelt-gedenkort-fuer-paul-wulf.html

18.06.2020
Radio Q: MonumentMal! Münsters Geschichte von unten
https://soundcloud.com/radioq/monumentmal-munsters-geschichte-von-unten

18.03.2020
Geschichtsort Villa ten Hompel: Raum 6 – Paul Brune und Paul Wulf
https://www.youtube.com/watch?v=h3xud-zEXM4&feature=youtu.be

14.07.2019
Münster: Gedenken an Paul Wulf (Videobeiträge)
https://muenstertube.wordpress.com/2019/07/14/muenster-gedenken-an-paul-wulf-videobeitraege/

08.07.2019
„Der unermüdliche Aufklärer“: Gedenken an NS-Opfer Paul Wulf
https://www.sperre-online.de/der-unermuedliche-aufklaerer-gedenken-an-ns-opfer-paul-wulf/

19.06.2018
Podiumsdiskussion im Rahmen der Ringvorlesung „[Counter-]Monuments. Erinnerungspraxen im öffentlichen Raum“, organisiert vom Forschungsprojekt zum Skulptur Projekte Archiv zu der Arbeit „münsters GESCHICHTE VON UNTEN“ von Silke Wagner und dem Umweltzentrum-Archiv e.V. für die Skulptur-Projekte 2007
mit Silke Wagner (Frankfurt a. M.), Dr. Bernd Drücke (Münster), Dr. Christian Fuhrmeister (Zentralinstitut für Kunstgeschichte München), Dr. Benjamin Lahusen (HU Berlin), Prof. Dr. Ursula Frohne (WWU) und Dr. Marianne Wagner (LWL-Museum für Kunst und Kultur).
https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/posts/3379491548730042

29.06.2016
Die Nicht vorhersehbare Spätentwicklung des Paul W.
Ein Film über die Folgen von Rassegesetzen und Zwangssterilisierungen im Dritten Reich, BRD 1979
https://vimeo.com/172730820

01.12.1999
Nachruf: Paul Wulf: Erinnerung an einen Freund
https://www.graswurzel.net/gwr/1999/11/paul-wulf/

Jan Große Nobis

Jan ist Ureinwohner Münsters. In Münster geboren, ging er hier zur Schule, studierte Chemie, Geschichte und Soziologie und anderes und war in der juristischen Online-Redaktionswelt unterwegs – auch in Münster. In der Freizeit macht er antifaschistische Demo-Fotografie. Bei ostviertel.ms als Redakteur unterwegs.

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