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Joveles Leben an der Öle – Klein-Muffi gestern und heute

Klein-Muffi ist ein Stadtviertel von Münster, das den meisten doch eher unbekannt ist. Das Muffi-Viertel befindet sich im Osten Münsters rund um die Herz-Jesu-Kirche und gehört zu den vier Masematte-Vierteln von Münster. Es liegt auf beiden Seiten der Wolbecker Straße und beginnt an der Ecke der Querstraße und Von-der-Tinnen-Straße und geht bis zum Dortmund-Ems-Kanal oder wie man in Masematte sagen würde, zur Öle.

Auf der einen Seiten gehören die Querstraße, die Ewaldistraße, die Hubertistraße, die Lambertistraße, die Ottostraße, die Alkuinstraße, die Liboristraße und die Bennostraße, eingegrenzt durch die Schillerstraße, zu Klein-Muffi. Auf der anderen Seite gehören die Brunostraße und die Taubenstraße dazu, eingegrenzt von der Von-der-Tinnen-Straße.

Klein-Muffi wie es heute aussieht
Klein-Muffi (innerhalb der roten Linie) wie es heute aussieht.

Am Anfang, als die ersten Leute in den Bereich zogen, in dem Klein-Muffi entstand, konnte man nicht mal über ein Viertel sprechen, da Klein-Muffi erst nur aus einer Straße bestand. Zuerst gab es hier nur die Brunostraße, bestehend aus drei oder vier Häusern, danach kam die Taubenstraße. Durch das Gerücht, dass in dem Gebiet, noch bevor der Kanal entstehen sollte, eine Kaserne gebaut werden soll, entschieden sich die Münsteraner*innen dazu, hier herzuziehen und Geschäfte zu eröffnen, da die Bauarbeiter*innen und später auch die Soldaten und ihre Familien schließlich auch einkaufen mussten. Als die Kaserne dann nicht gebaut wurde, blieben die Leute hier trotzdem wohnen und das Viertel wuchs.

Als nächstes vergrößerte sich das Viertel durch den Kanalbau, der 1892 begann. Dieser lockte arbeitssuchende Menschen aus dem Münsterland, Westfalen und sogar aus dem Ausland an. Die Arbeiter*innen zogen vor allem in die Häuser in und um Muffi herum oder in Baracken, die alle 1–1.5 Kilometer am entstehenden Kanal verteilt waren. Nicht alle von den insgesamt 4.565 Arbeiter*innen sind hier geblieben, aber gewachsen ist das Viertel auf jeden Fall. In der Zeit bekam das Viertel auch seinen Namen, auch wenn dafür verschiedene Herkünfte möglich sind. Der Name kann vom “holländischen Muff”, also dem eher unangenehmen Geruch der niederländischen Kanalarbeiter, abgeleitet oder durch die im Volksmund üblichen Bezeichnung “Muffen” für die niederländischen Kanalbauarbeiter*innen entstanden sein.

Was das Viertel früher wirklich ausgemacht hat, lässt sich heute nur noch erahnen. Deshalb habe ich meinen Opa Gerd Tewes gefragt, ob er mir nicht etwas aus seiner Kindheit, die er in einem Haus in der Ottostraße verbracht hat, erzählen mag. Außerdem lebt er auch heute noch an der direkten Grenze zu Klein-Muffi.

Er wurde 1948 geboren und lebt seitdem gerne hier im Viertel. Gerade früher war es wie in einer kleinen Gemeinschaft, da man alle kannte und wusste, wer im Viertel wohnte. Außerdem wurde aufeinander aufgepasst. Zudem durften sie als Kinder überall spielen, egal ob auf der Straße oder in den Gärten der Nachbar*innen – solange sie aufpassten, war es in Ordnung.

Dazu fühlt er auch einen gewissen Stolz, ein “Muffikaner” zu sein. Masematte als eigene Sprache zu haben, hat dafür gesorgt, dass man sich zur Gruppe zugehörig gefühlt hat und, wenn sie es in der Schule gesprochen haben, hat sie der Lehrer nicht verstanden. Auch, wenn einer von ihnen von den anderen Münsteraner*innen aus dem Zentrum mal gehänselt wurde, hielten sie zusammen und ließen sich das nicht gefallen.

Im Vergleich zu heute hat sich auch viel verändert, erzählt er mir. Heute wohnen viele junge Leute und junge Familien im Viertel. Allgemein gibt es auch mehr Erwachsene und weniger Kinder als damals und man kennt sich auch nicht mehr. Früher gab es auch viel mehr Tiere im Viertel, nicht nur Hunde oder Katzen, sondern auch viele Schweine und Hühner, die in den Gärten gehalten wurden.

Man merkt also, dass sich im Vergleich von früher zu heute einiges getan hat. Das Viertel, das früher eher abgegrenzt war, liegt heute mitten in der Stadt. Es gibt auch keine Abgrenzung mehr durch die Sprache, da immer weniger Leute Masematte sprechen und verstehen, stattdessen werden einzelne Wörter aus Masematte in der Umgangssprache benutzt, wie zum Beispiel jovel (gut) oder Leeze (Fahrrad) und das auch von allen Münsteraner*innen, egal ob sie aus den vier Masematte-Vierteln kommen oder nicht.

Außerdem ist das Viertel gewachsen und anonymer geworden. Man kennt nicht mehr alle und auch die Treffpunkte, wie die ganzen kleinen Läden, die es früher ganz verteilt im Viertel gab, wo man sich ausgetauscht hat, wurden von Wohnungen ersetzt. Heute gibt es mit der Wolbecker Straße eine zentrale Einkaufs- und Gastronomiestraße, die von Wohnvierteln umrandet wird. Früher gab es auch verschiedene Leute, die im Viertel bekannt waren wie Pfarrer Heinrich Eltrop, der sich im Viertel sehr sozial engagiert hat oder Bernie Beermann, den Schuhmacher vom Hubertiplatz, der sich auch stark politisch für das Viertel eingesetzt hat. Heute kennt man meistens noch seine Nachbar*innen oder vielleicht den*die Kellner*in im Lieblingscafé, man weiß aber nur noch selten, wer ein paar Häuser entfernt wohnt.

Klein-Muffi wie es heute aussieht
Klein-Muffi (innerhalb der roten Linie) wie es früher aussah, eingezeichnet sind Läden, die heute so nicht mehr verteilt sind und der Bunker, der seit 2012 auch nicht mehr steht.

 

Auch wenn sich viel geändert hat, besteht heute noch von vielen ein Bezug zu Klein-Muffi und gerade die ältere Generation ist stolz darauf, hierher zu kommen. Insgesamt könnte man noch ganz viel über Klein-Muffi erzählen, denn für so ein kleines Stadtviertel hat Klein-Muffi eine Menge Geschichte. Es gibt, zum Beispiel, noch weitere Namen und Leute von denen man mal gehört haben muss und auf die “Geheimsprache” Masematte bin ich auch noch nicht genauer eingegangen. In dem Sinne: Fortsetzung folgt…

Solltet ihr jetzt schon neugierig sein mehr zu erfahren, wurde hier schonmal ein Video zu Klein-Muffi gemacht.

(Quelle: Unser Dorf Klein-Muffi Stadtviertelgeschichten Band 4 von Gottfried Schäfers)

Katharina Tewes

Bufdi aus Klein-Muffi, Vollzeit-Geek, Bücherwurm

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