Ein Geräusch, das alles verändert. Gerade noch war ich irgendwo nur nicht hier, hatte ganz vergessen, dass es ein Hier gibt. Dann ertönt mein Weckersound und mein Geist kämpft schlagartig um Orientierung. Die Welt bricht wie eine Flutwelle über mir herein, aber ich kann es aufhalten: Die Schlummerfunktion! Nun folgt ein Kampf der Kräfte: Zähe Müdigkeit gegen das unaufhaltsame elektronische Piepen im Fünfminutentakt. Am Ende ergebe ich mich meinem Schicksal und stehe auf. Wach bin ich jedoch wohl kaum und werde es auch lange erst einmal nicht werden.
Die Snooze-Funktion, die automatisierte Güte einer digitalen Mutter, die wirklich jedes Mal auf dein jammerndes “Nur noch fünf Minuten” hört. Oder wer auch immer dich als Kind geweckt hat. Hier gibt es keine Erbarmungslosigkeit, hier kannst du dich viele Male zurück in den süßen, wohligen Schlaf flüchten. Aber Achtung!
Die Idee ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Das Hin und Her des Schlummers und Aufwachens kann nämlich so einiges durcheinanderbringen. Eigentlich schüttet das Gehirn nämlich einen Vorrat von Aufwachchemiekalien aus, der Blutdruck steigt und schlaffördernde Stoffe wie Adenosin nehmen ab, wenn du wach wirst. Wenn du dich dann wieder in den Schlaf flüchtest, setzt der Körper Hormone frei, die eigentlich einen Tiefschlaf herbeiführen sollen. Am schlimmsten ist es noch, wenn sich dieser Vorgang mehrere Male wiederholt, denn das bringt am Ende deinen zirkadianen Rhythmus komplett durcheinander – Das Gehirn kann nicht mehr verarbeiten, ob es wach oder müde sein soll.
Das, was ich mir selbst so lange als Symptome eines Morgen-Muffels zugeschrieben hatte, heißt eigentlich Schlafträgheit oder Schlaftrunkenheit. Es beschreibt das Gefühl der Benommenheit, das die meisten Menschen nach dem Aufwachen empfinden und normalerweise 15–30 Minuten dauert. Aktuelle Untersuchungen haben herausgefunden, dass das Betätigen der Snooze-Taste diese Schlaftrunkenheit auf zwei bis vier Stunden verlängern kann. Neben der Tatsache, dass dieses Gefühl natürlich total unangenehm ist (vor allem, wenn man funktionieren muss), birgt es sogar einige schwerwiegende Risiken: Man spricht nicht umsonst von Schlaftrunkenheit, denn die mentale Beeinträchtigung in diesem Zustand gleicht der eines Alkoholrausches. Insbesondere die Teilnahme im Straßenverkehr ist in diesem Zustand sehr gefährlich.
Tipps, um mit dem Snoozen aufzuhören
- Packe dein Handy oder deinen Wecker auf die andere Seite deines Zimmers
- Kümmere dich um deine Schlafhygiene, damit du morgens nicht müde bist
- Geh zu Bett, wenn du müde bist
- Setz dich direkt auf, wenn dein Wecker klingelt
Du musst auch nicht komplett auf den Snooze-Button verzichten, wenn ihr euch über Jahre angefreundet habt. Es ist vollkommen ok, mit einem zweiten Wecker seicht in den Tag zu starten, wenn du dazwischen nicht wieder einschläfst!
Mir hat der Snooze-Stop wirklich viel Wachheit und damit eine gesteigerte Lebensqualität beschert. Wenn ich müde bin, bin ich auch unmotiviert. Außerdem: Wenn meine ersten drei Entscheidungen des Tages darauf beruhen, dass ich mich gegen den Tag entscheide, kann es einfach kein guter Tag werden. Nein, nein, nein. Gewohnheiten zu ändern, ist immer eine Herausforderung. Aber schon an dem ersten szoozefreien Morgen spüre ich den Unterschied. Die Trennung zwischen Schlaf und wach ist direkt am Anfang des Tages klar. Jetzt ist wach. Klar, ich weiß, dass ich morgens immer noch Zeit brauche, um hochzufahren. Aber der Grundton ist ein anderer. Ein klares Ja zum Tag ist am Ende des Tages irgendwie auch ein klares Ja zu dem Leben, was ich führe. Dann bin nicht nur die Schlaftrunkenheit los, sondern auch positiver, alles fällt leichter und es gibt mehr Sachen, zu denen ich gerne “Ja” sage. Eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Lass dich nicht runtersnoozen.
Falls du dich anhaltend müde und/oder schlapp fühlst, solltest du auf jeden Fall einen*eine Arzt*Ärztin aufsuchen.
Kommentar hinzufügen