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Weihnachtstraditionen aus aller Welt

Kartoffelsalat und Wiener Würstchen, Weihnachtsmesse und danach Geschenke? So sieht Weihnachten nicht in jedem Land der Welt aus. Vier ganz besondere Weihnachtsbräuche habe ich hier für euch zusammengestellt.

1. Donald Duck-Weihnachtsspecial (Schweden)

Kalle Anka Comic Weihnachtsedition aus dem Jahr 1995.
CC BY-SA 4.0 | Quelle und Copyright: Grand Comics Database™

In Schweden darf am Julafton (deutsch: “Heiligabend”) eine Sache nicht fehlen: Donald Duck. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Schwed*innen so sehr an der amerikanischen Zeichentrickfigur hängen? Jedes Jahr am 24. Dezember setzen sich Familien, Großeltern, Teenager und der Familienhund um Punkt 15 Uhr vor den Fernseher und schauen “Kalle Anka“.

Der schwedische Donald Duck ist schon längst ein Teil des jährlichen Weihnachtsrituals. Seit dem Jahr 1959 wird die Sendung ausgestrahlt, wobei sich der Inhalt immer nur um wenige kleine Details unterscheidet. Dabei guckt fast jede*r zweite Schwed*in der tollpatschigen Ente und seinen drei Neffen “Knatte, Fnatte och Tjatte” beim Keksebacken und Quatschmachen zu. Gemeinsam wird gegessen, gelacht und sich über das Weihnachtsfest gefreut.

Auch in anderen nordischen Ländern, wie Finnland und Norwegen, oder in den USA wird die Sendung jährlich ausgestrahlt. Dort erfreut sie sich jedoch weniger Beliebtheit.

2. Fastfood an Weihnachten? (Japan)

Obwohl der Anteil der Christ*innen in Japan sehr gering ist, wird Weihnachten dort von vielen Menschen gefeiert. Die Begeisterung für Trends und Traditionen westlicher Länder war bei den Bewohner*innen des Inselstaates schon immer sehr groß und deshalb wird das Weihnachtsfest als Fest der Liebe und des Zusammenseins gefeiert – unabhängig von der Religion.

Doch von diesem Weihnachtsbrauch haben selbst viele Christ*innen noch nicht gehört – Kentucky Fried Chicken an Weihnachten. In Strömen laufen die Japaner*innen am Weihnachtstag in die Fast Food-Filialen des Landes und kaufen das jährliche Weihnachtsmenü. Statt dem guten Geschirr von Oma gibt es Takeaway-Behälter, statt Truthahn werden Chicken Wings vernascht und der übliche Glühwein wird durch eiskalte Cola ausgetauscht.

Zu Weihnachten platzt der Laden aus allen Nähten.

Zurückzuführen ist diese Tradition auf eine Marketingkampagne aus den 70er Jahren. 1974 verirrten sich eine Gruppe Tourist*innen auf der Suche nach Weihnachtstruthahn in eine KFC-Filiale und, da sie nicht fündig wurden,  bestellten sie kurzerhand frittiertes Hühnchen. Davon erfuhr Takeshi Okawara, Betreiber des ersten KFC’s in Japan und witterte die Chance eines Weihnachtsangebots. Durch ihn verbreitete sich der ungewöhnliche Trend und schnell entwickelte sich aus einer spontanen Geschäftsidee die landesweite Werbekampagne “Kentucky for Christmas“. Seitdem wird an Weihnachten fleißig dekoriert und geschmückt und die Japaner*innen stehen in langen Schlangen und mit hungrigen Bäuchen vor der Tür.

Übrigens ist der Feiertag für die Betreiber*innen der KFC-Filialen der umsatzstärkste Tag des Jahres. An einem einzigen Tag geben ca. 3,6 Millionen Menschen durchschnittlich 30 Euro aus, um sich mit den beliebten Weihnachtsmenüs die Mägen voll zuschlagen.

3. Das große Glück an Weihnachten (Spanien)

Das wohl wichtigste Weihnachtsritual in Spanien ist die Ziehung der Glückszahlen der Weihnachtslotterie. Kaum zu glauben, aber die sogenannte „Lotería de Navidad“ ist die älteste und größte Lotterie der Welt.

Seit dem Jahr 1812 werden nun jedes Jahr am 22. Dezember Summen in Höhe von Milliarden an die glücklichen Gewinner*innen verteilt. Alle Teilnehmer*innen fiebern allerdings ganz besonders auf das Highlight der spanischen Lotterie hin, den Hauptgewinn namens „El Gordo“ (spanisch: “der Dicke”). Im Lostopf des begehrten Hauptgewinns befinden sich ganze vier Millionen Euro. Wer diese gewinnt, hat wohl für sein Leben ausgesorgt.

Die Gewinnchance in der spanischen Weihnachtslotterie ist um ein Vielfaches höher als in anderen üblichen Losverfahren.

Die Glückszahlen werden traditionell von Kindern der Schule San Ildefonso, einem ehemaligen Waisenhaus in Madrid, gezogen und singend im “Teatro Real” vorgetragen. Das Ganze ist ein Spektakel im spanischen Fernsehen und lässt sich sowohl von Bars und Restaurants als auch vom eigenen Zuhause aus mitverfolgen. Einen Zusammenschnitt der spannendsten und emotionalsten Momente der sonst stundenlangen Ziehung von El Gordo aus dem letzten Jahr findet ihr hier.

Ungefähr drei Viertel aller volljährigen Spanier*innen nehmen jedes Jahr mit der Hoffnung auf den Jackpot an der Lottoziehung teil. Das Besondere an dieser Lotterie, und wahrscheinlich auch der Grund, weswegen so viele Menschen mitmachen, ist die hohe Gewinnchance durch das einzigarte System der Lotterie. Man könnte nämlich meinen, dass der Preis von 200 Euro für nur ein Los nicht gerade viele Menschen zum Mitmachen lockt. Jedoch besteht die Möglichkeit, sich das teure Los unter Freundesgruppen, Kolleg*innen, Familien oder sogar kompletten Dorfgemeinschaften zu teilen. So werden die Lose in Zehntel für je 20 Euro aufgeteilt und, im Falle eines Gewinns, auch der Preis unter den Teilnehmer*innen. Das ist das geheime Beliebtheitsrezept der “Lotería de Navidad”!

4. Das Gurken-Versteckspiel (USA)

In den USA schmückt neben Kugeln, Sternen und Lichterketten auch eine Gurke den Weihnachtsbaum. Ja… Ihr habt richtig gelesen. Die grünlich glänzende, saure Gurke aus Glas gehört traditionell auch mit an die Tannenzweige. Den Ursprung hat dieser ungewöhnliche Baumschmuck angeblich hier in Deutschland, genauer genommen in einem Bezirk im Norden Bayerns, in Oberfranken.

Im 20. Jahrhundert begannen dort arme Familien eine Gurke im Tannengestrüpp des Weihnachtsbaumes zu verstecken. Der Grund dafür: die Familien konnten sich oftmals nicht mehr als ein Geschenk für ihre Kinder zu leisten.

Die Gurke ist im gleichfarbigen Tannengrün manchmal ganz schön schwer zu finden.

Also erfanden sie das Versteckspiel mit der Weihnachtsgurke. Wer als erstes die Gurke am Tannenbaum entdeckt, darf das Geschenk auspacken und behalten. So wurde in jedem Jahr gerecht entschieden, wer sich über eins der geschätzten Geschenke freuen darf.

Und, warum eine Gurke und kein Apfel? Das günstige Gemüse wurde traditionell zu Weihnachten aufgetischt und war im eingelegten Zustand zu jeder Zeit verfügbar.

Obwohl diese Tradition seine Ursprünge in Deutschland hat, ist sie hierzulande kaum bekannt. In Amerika ist dieser Brauch im Laufe der letzten 30 Jahre immer beliebter geworden und die sogenannte “Christmas Pickle” hat nun einen Stammplatz am amerikanischen Baum.

Liv Niemann

Hi, ich bin Liv und bin ehemalige Bufdine im Bereich Kulturmanagement.

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