Der Geruch nach frischer Tanne und Tannennadeln verteilt im ganzen Wohnzimmer.
“Steht der so gerade?” “Noch ein bisschen weiter nach rechts!” “So?” “Ja, das passt.” “Machst du noch die Spitze oben drauf?”
Solche oder ähnliche Dialoge finden zur Weihnachtszeit in circa 30 Millionen Wohnzimmern in Deutschland statt. So viele Weihnachtsbäume wurden nämlich im Jahr 2018 verkauft. Klar ist: Das Weihnachtsbaumaufstellen an Heilig Abend ist eine beliebte Tradition. Genauso wie das Singen traditioneller Weihnachtslieder:
“O Tannenbaum, O Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter…” Doch genau da liegt schon das Problem, denn sobald der Weihnachtsbaum zwei Wochen im warmen Wohnzimmer gestanden hat, ist er eben nicht mehr grün. Sondern braun. Und muss entsorgt werden.
Bis dahin war die Tanne, die unsere Luft filtert, Kohlenstoff bindet und Sauerstoff produziert, bereits acht bis zehn Jahre am Wachsen. So lange braucht ein Weihnachtsbaum nämlich bis er “verkaufsfertig” ist. Und so schön der Geruch eines frischen Tannenbaumes und der Anblick des geschmückten Baumes an Weihnachten auch sein mag, bleiben kritische Fragen nicht aus: Brauchen wir noch Weihnachtsbäume in unseren Wohnzimmer und falls ja, können wir uns das angesichts der ökologischen Folgen überhaupt leisten?
Acht bis zehn Jahre Wachstumszeit, das heißt viel Wasserverbrauch und in den meisten Fällen leider auch ein hoher Pestizidverbrauch. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND e. V.) veröffentlichte dazu, dass circa 90 Prozent der Tannen aus Intensiv-Plantagen kommen. Aus stichprobenartigen Tests, in denen die Nadeln der Weihnachtsbäume untersucht wurden, ergab sich, dass 76 Prozent mit Pestiziden belastet waren. Fünf der eingesetzten Pestizide zählen dabei zu den gefährlichsten Pestiziden, die aktuell in der EU eingesetzt werden dürfen. Nicht zu vergessen sind weiterhin der Transportweg der Tanne, welcher mit einem hohen CO2-Vebrauch einhergeht, und das Plastiknetz, in denen sie transportiert werden, welches ebenfalls zur Umweltverschmutzung beiträgt.
Doch warum hat man überhaupt angefangen einen Weihnachtsbaum aufzustellen?
Bereits seit dem 15. Jahrhundert werden Weihnachtsbäume aufgestellt. Damals galt die Tanne noch als das protestantische Symbol des Weihnachtsfestes, während die Krippe das Symbol der Katholik*innen war. Geschmückt wurden sie vor allem mit Nüssen, Äpfeln, Datteln und Lebkuchen. In heidnischen Kulturen ist das Symbol von immergrünen Pflanzen ein Sinnbild für Lebenskraft, Fruchtbarkeit und Hoffnung auf den kommenden Frühling.
Trotzdem, kurz auf den Punkt gebracht, heißt das: So schön die jährliche Tradition um den Weihnachtsbaum auch sein mag, manchmal müssen Traditionen an die Zeit und die Problematiken der Zeit, wie beispielsweise den Klimawandel, angepasst werden. Das Gute ist, wo es Probleme gibt, gibt es meist ganz viele Möglichkeiten diese zu lösen, mensch muss es eben nur machen.
Daher gibt es hier nun ein paar Alternativen zum traditionellen Weihnachtsbaum:
Wer gerne noch etwas am traditionellen Weihnachtsbaum festhalten möchte, der*die kann einzelne Tannenäste zu einem Weihnachtsbaum zusammenstecken. Zwei reichen dafür schon aus. So können aus einem Nadelbaum mehrere Weihnachtsbäume entstehen, der Baum kann vielleicht sogar noch weiterleben und der Transport ist deutlich leichter. Außerdem kann dadurch auf ein Plastiknetz verzichtet werden und die Entsorgung gestaltet sich einfacher. Eine Win-Win-Situation und ein leichter Einstieg in die Verabschiedung von der Weihnachtsbaum-Tradition.
Alternativ können auch andere Äste genutzt werden. Gerade im Herbst werden viele Bäume geschnitten und können direkt zum Weihnachtsbaum weiterverarbeitet werden. Vielleicht hat man selber Bäume im Garten stehen oder die Nachbar*innen haben ein paar Äste übrig.
Auch die Dekoration des Baumes kann man aus Altpapier selber basteln, wenn man noch keine Dekoration hat.
Am nachhaltigsten ist es allerdings, wenn man die Dinge aus der Natur nutzt, die sowieso überall zu finden und lange haltbar sind, sodass sie über mehrere Jahre wieder verwendet werden können: Stöcke. Diese hat der Baum schon von alleine abgeworfen und sie sind bis zum nächsten Jahr leicht zu verstauen. Die Stöcke werden in Tannenbaumform an Schnüren befestigt und geschmückt. Wie genau das funktioniert, ist in der folgenden Grafik zu sehen:
Das sind aber längst nicht alle Möglichkeiten. Hat man einen eigenen Garten, wäre es eine Überlegung wert, eine Tanne in den Garten zu pflanzen und jedes Jahr zur Weihnachtszeit zu schmücken. Viele Menschen machen das auch schon oder versuchen es zumindest, in dem sie einen Weihnachtsbaum im Topf kaufen. Allerdings vertragen die Bäume es oft nicht, wenn sie aus dem Kalten ins Warme und dann wieder in die Kälte kommen. Kann ich verstehen, würde ich auch nicht cool finden.
Mittlerweile gibt es aber auch schon bedruckte Tücher, die einen Weihnachtsbaum abbilden. Das Tuch kann mit Kugeln und einer Lichterkette geschmückt werden, wie ein richtiger Weihnachtsbaum und das sieht ziemlich echt aus.
Und wenn zunächst gar nicht auf einen Weihnachtsbaum verzichtet werden kann, so wäre es doch zumindest ein erster Schritt darauf zu achten, wo der Baum herkommt und wie er angebaut wurde sowie auf das Plastiknetz zu verzichten.
Dazu nur noch ein Gedanke zum Abschluss: Die immergrüne Pflanze ist das Zeichen für Lebenskraft und Fruchtbarkeit. Warum sollten wir den Baum fällen, wenn wir ihm dadurch doch all die Lebenskraft und Fruchtbarkeit nehmen, die er hat, nur damit wir ihn für zwei Wochen in unseren Wohnzimmern stehen haben? Hinzu kommt, dass der Baum doch viel mehr zur Lebenskraft der ganzen Welt beiträgt, wenn er weiter Sauerstoff produzieren kann.
In diesem Sinne: eine besinnliche Weihnachtsbaumgestaltung!
Fotos: Larissa Jäger
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