Lichterketten überall, Weihnachtsdekoration auf den Terrassen, Weihnachtsbäume auf den Plätzen und in jeder Ecke ein Papa Noël mit seiner Süßigkeitentasche: Das ist, woran ich denke, wenn ich mich an Weihnachten in Damaskus, der Hauptstadt meines Heimatlandes Syrien, welches ich vor fünf Jahren verlassen musste, erinnere.
Natürlich findet man dieses Bild eher an den christlichen Orten der Stadt, wo die Einwohner*innen sich über den Besuch von jedem Menschen während der Festzeit freuen. Circa 10 % der Syrer*innen sind Christ*innen, die meisten von ihnen leben im Raum Damaskus, in den Städten Homs und Aleppo oder traditionell in kleineren Dörfern. Hier leben sie gemeinsam innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft, wobei die Mehrheit der Bewohner*innen hier tatsächlich christlichen Glaubens ist, entweder katholisch oder orthodox.
Besonders bemerkenswert ist es für mich, wie Weihnachten die Menschen aus verschiedensten Altersgruppen, Städten und Glaubensrichtungen in die Altstadt von Damaskus zieht, wo seit Jahrhunderten Christ*innen ihre Spuren hinterlassen haben. Riesige Märsche sind während der Feiertage auf den Straßen zu sehen und jede*r spürt die angenehme Atmosphäre von Weihnachten, vor allem vor den großen historischen Kirchen, die ein Festkleid von Lichtern tragen.
Auch in Syrien kennt man Schnee, Feiertage, glückliche Gesichter, den Duft von Weihnachtskeksen, den Klang von Weihnachtsliedern, Feuerwerk und den Geschmack von Glühwein. Menschen bereiten Geschenke für die Familie und Freund*innen vor, Oma lädt alle zum Essen ein – das ist ein Fest!
Kinder bereiten sich mit großer Freude auf den Nikolausbesuch vor, indem sie ihre Geschenkwünsche um ihren geschmückten Weihnachtsbaum legen. Sie wissen zugleich, dass ihre Wünsche nur dadurch erfüllt werden können, wenn der Nikolaus die Weihnachtsdeko schön gefunden hat, beziehungsweise wenn das Kind sich während des Jahres liebevoll benommen hat. Dabei singen sie
Petit Papa Noël,
quand tu descendras du ciel
avec des jouets par milliers,
n’oublie pas mon petit soulier!
Oder:
Jingle bells, jingle bells,
Jingle all the way!
Oh, what fun it is to ride
in a one horse open sleigh!
Trotz der komplizierten Situation seit 11 Jahren in Syrien versuchen die Menschen dort jedes Jahr durch Feiern ein bisschen Hoffnung in die grausame Realität zu bringen. Kerzen werden zum Wiederwohl des weinenden Landes angezündet und dann wird mit Glühwein darauf angestoßen, dass bald irgendwie Frieden in dieses Land einkehren wird. Denn das war es schließlich einmal: das Land des Friedens.
Fotos: Syrische Webseiten, Fotos frei verfügbar
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