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Alte Apotheke: Angefangen hat es mit einem Mittagstisch

Sie war lange nichts weiter als eine von vielen Apotheken in Münsters Ostviertel. Doch was in den letzten fünf Jahren auf der Wolbecker Straße entstanden ist, kann sich mittlerweile echt sehen lassen. Unter der Leitung von Sebastian Philipper wurde das Gebäude der alten Apotheke zu einem Nachbarschaftstreff umfunktioniert. Was als Aufenthaltsort anfing, entwickelte sich zu einer Anlaufstelle für nahezu jedes Anliegen, das man als Bewohner*in von Mauritz-Ost haben kann. Durch die Pandemie ist hier momentan nicht so viel los wie üblich. Die Gelegenheit haben wir genutzt, um mit Geschäftsführer Sebastian Philipper über die Idee eines öffentlichen Treffpunktes zu sprechen.

Hallo Herr Philipper. Können Sie sich kurz vorstellen?

Hallo, mein Name ist Sebastian Philipper, ich bin Projektmitarbeiter im sogenannten Bestprojekt. Das steht für „Bewohner engagieren sich im Sozialraum und erfahren Teilhabe“ und das ganze findet im Stadtteil Mauritz-Ost statt und läuft schon seit Oktober 2018.

Seitdem ist hier also schon ein bisschen was passiert. Können Sie noch kurz erläutern, worum es genau geht? Also, was genau hier gemacht wird?

Der Oberbegriff heißt Quartiersentwicklung. Es geht mehr oder weniger darum, altengerechte Quartiersentwicklung voranzutreiben, also zu gucken, was sind die Bedarfe der Menschen vor Ort und wie kann man die Leute dahin bringen? Und da ist es so ein bisschen die Aufgabe von Quartiersentwicklerinnen und Quartiersentwicklern, der Möglichmacher zu sein.

Also bestand das bisher einzige Problem darin, dass die Leute hier im Viertel keine Anlaufstelle hatten?

Sagen wir mal so, die Anlaufstellen gab es ja auch schon vor dem Bestprojekt. Insbesondere Mauritz-Ost ist ein Viertel, wo traditionell schon viel los ist. Das alles hat angefangen, als damals die Gemeinde St. Mauritz über Kirchenschließungen nachgedacht hat und anschließend auch plante, die Margareten Kirche zu schließen. Um das zu verhindern, sind die Leute damals auf die Straße gegangen und haben protestiert, und das ist sozusagen der Spirit, den man hier durchgehend merkt – auch wenn ich zu der Zeit noch nicht dabei war.

Aus diesem Momentum hat sich eben dieser Nachbarschaftstreff entwickelt. Das hat dann angefangen mit einem Mittagstisch. Der hat einmal die Woche mittwochs stattgefunden und sich sozusagen langsam der Materie genähert und dann, nachdem die Apotheke jetzt Richtung Netto gezogen ist, stetig weiterentwickelt. Auch die Institutionen, die ich jetzt aufgezählt habe, haben sich seitdem in einer Runde zusammengesetzt und zu einem eigenen Netzwerk entwickelt. Nämlich: „LiMO“, „Leben in Mauritz-Ost“.

Ist der Treffpunkt Alte Apotheke also noch in der Entwicklung oder schon auf der Zielgeraden angekommen? Kann man also schon von einem fertigen Projekt sprechen?

Ich glaub’, das ist bei solchen Projekten schwierig. Bei Quartiersentwicklung ist es der Anspruch, sich selbst obsolet zu machen, indem man die Stadtstrukturen derart stärkt, dass es einem selbst gar nicht mehr bedarf. Und ich glaube die Entwicklung von so einem Treff ist nie wirklich abgeschlossen. Man wächst mit dem Projekt und wenn sich der Raum um einen selbst entwickelt, ist man ja notwendigerweise gezwungen sich mit diesem zu entwickeln.

Es gibt ja die Umgehungsstraße hier. Das hat natürlich die Ampelschaltung und die Verkehrslage dementsprechend verändert und das hat bei den Leuten natürlich Unsicherheit hervorgerufen. Insbesondere bei Leuten mit beeinträchtigter Motorik trifft das zu. Da müssen wir dann auch drauf reagieren. Und was wir jetzt als Netzwerk LiMO versucht haben zu etablieren, ist eine weitere Haltestelle Richtung Netto, denn auf diesem Teil der Wolbecker Straße gibt es bisher nur eine. Das ist bei einem Stadtteil, in dem – ich glaub‘ – der Anteil der über 80-jährigen bei 6,6% der Bevölkerung im Gesamtviertel liegt, ein bisschen wenig.

Sie setzen sich also für kleinere Projekte hier im Stadtteil ein und versuchen den Alltag den Bedürfnissen der Leute gerecht werden zu lassen?

Ganz genau. Es geht in erster Linie um die Bedürfnisse der Leute. Und sei es nur eine Person, die gerade niemanden hat, und dann einfach jemanden zum Spazierengehen braucht. Wenn ich dann zum Beispiel mitbekomme, hier gibt es jemanden, der würde gerne mit Leuten spazieren gehen, dann bringe ich diese beiden Leute zusammen.

Es geht in erster Linie um die Bedürfnisse der Leute.

Und da sehe ich eben, dass die Person, wenn die dann jemanden hat, mit dem sie sich austauschen kann, eine enorme Steigerung der Lebensqualität erfährt. Insofern ist immer die Perspektivenübernahme ein wichtiger Punkt.

Im Internet habe ich gelesen, dass Sie auch betreutes Wohnen, Tagesstätten und so weiter anbieten…

Genau. Als Nachbarschaftstreff haben wir zwei Träger. Das sind einerseits das Haus vom guten Hirten in Münster und das Rochus Hospital in Telgte. Das sind beides Psychosoziale Träger. Das heißt also Menschen, die Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in irgendeiner Art und Weise helfen, ob das jetzt im stationären Bereich oder im Außenwohnbereich oder auch im betreuten Wohnen ist. Hier im Viertel haben das Haus vom guten Hirten als auch das Rochus Hospital relativ viele Anmietungen und entsprechend wohnen da auch Klientinnen und Klienten, die dann in Außenbetreuung sind. Die finden hier natürlich ‘ne Möglichkeit sich zu treffen, auszutauschen, aber auch – und das ist auch eins der Standbeine hier – ‘ne funktionierende Tagesstruktur, in welche Leute dann im Rahmen von Ihrer Behandlung integriert werden. Andere Nachbarschaftstreffs haben beispielsweise Öffnungszeiten, die mehr oder weniger daran gekoppelt sind, dass Freiwillige da sind, um das zu übernehmen. Bis vor Corona war es so: Wir hatten einfachen Regelbetrieb bis 17 Uhr, einfach dadurch, dass wir diese Tagesstruktur hatten.

Sie sagten, Sie arbeiten hier fast ausschließlich mit Freiwilligen. Darf ich fragen, wie das finanziert wird?

Wir werden beispielsweise von der Stiftung Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen gefördert. Das ist eine Projektförderung, die jetzt erstmal auf drei Jahre läuft. Das heißt, dass sie Oktober 2021 erstmal vorbei ist. Bis dahin brauchen wir einen neuen Fördergeber, wenn wir weitermachen wollen. Antragstellungen werden momentan zwar auch vorbereitet, aber eine ganz sichere Sache ist das nie. Wenn man sich den möglichen Benefit von so einem Projekt anguckt und das in Relation setzt zu Kosten, dann ist das ja eigentlich recht überschaubar.

Corona hält nur die Lupe auf das Phänomen.

Ich persönlich würde sagen: Für eine Stadt könnte sowas doch eigentlich hochinteressant sein. Und die Stadt finanziert ja auch beispielsweise das Quartiersmanagement am Bremer Platz, allerdings auch nur auf 5 Jahre, und da geht es in erster Linie auch um diese Umgestaltung des Platzes. Ich persönlich glaube aber, dass könnte was für die Zukunft sein. Entfremdung in Städten ist ein Problem, dass nicht erst vor Kurzem aufgetreten ist. Ich glaube, Corona hält nur die Lupe auf das Phänomen, weil die Bedürfnisse der Leute jetzt nachvollziehbar werden. Weil man sich nicht mehr problemlos mit anderen treffen kann, kann so ein Quartiersentwicklungsprojekt eingreifen und gegensteuern. Der Anspruch ist auch, das Dorf in die Stadt zu holen.

Dadurch, dass hier Freiwillige arbeiten, könnte man meinen, hier könne jeder arbeiten. Braucht man gewisse Qualifikationen, um mit solchen Menschen zusammenzuarbeiten?

Also der Kerngedanke ist, Begegnung zu schaffen, und das ist dann erstmal völlig voraussetzungslos.

Dadurch, dass die Leute, die sich hier engagieren, häufiger zum Kaffee trinken hergekommen sind, kannten sich einige ohnehin schon. Und die Idee ist ja auch, dass die Menschen, die hier arbeiten, für das, was sie tun, Anerkennung bekommen. Insofern setzen wir die Hemmschwelle da recht niedrig und auch die Anforderungen entsprechend. Momentan ist es auch so, dass es noch nicht allzu viele Überschneidungen im Bereich Freiwillige und Klient*innen mit gleichzeitiger Betriebszeit gibt. Das ist aber hauptsächlich durch Corona bedingt, dass wir da erstmal noch vorsichtig waren.

Da stellt sich direkt die Frage, wie man in Zeiten von Corona überhaupt Kontakt herstellen kann und wie weit das möglich ist.

Es war auf jeden Fall eine starke Einschränkung, als dann der erste Lockdown beschlossen wurde. Hier standen damals 7 Tische und ab 10 Uhr waren dann Leute zum Kaffee trinken da. Es gab Programme. Das geht jetzt alles nicht mehr, was schade ist, denn dieser Treff-Charakter ist immer unser primäres Anliegen gewesen. Und da war dann die Frage: Wie kriegen wir das in so einer Zeit umgesetzt? Eine andere Idee war im Sommer viel leichter umzusetzen. Da hatten wir beispielsweise die Plauder-Bank ins Leben gerufen.

Das heißt: Wir haben im öffentlichen Raum eine Bank platziert, einen kleinen Kunden-Stopper davorgestellt, mit Regeln, wie: „1,5 m Abstand!“ und „Maske tragen!“. Aber dann konnte man sich einfach mit dazusetzen und unterhalten. Wir hatten auch über das Netzwerk LiMO, von dem ich ja gerade sprach, so ziemlich zu Beginn der Pandemie den sogenannten „Mutmachbrief“ gestartet. 250 Adressatinnen und Adressaten bekommen ihn mittlerweile und da sind dann pro Monat verschiedenste Eingebungen. Vor kurzem hat zum Beispiel eine Klientin von uns ihr Lieblingskuchenrezept mitgeschickt. Wir haben auch aktuell wieder eine Grußkartenaktion, die hatten wir auch Ostern schon in anderer Form, dass die Leute sich untereinander aufmunternde Sachen schreiben, als aktivierende Maßnahme. Wir haben dann einfach die Karten gestellt und die dann nach einem Zufallsprinzip wieder verteilt. Und da versuchen wir dann eben in Verbindung zu bleiben. Es gibt eine Telefonkette für Leute, die alleinstehend sind, und natürlich die Möglichkeit in Beratungsgesprächen in Kontakt zu bleiben.

Also, würden Sie sagen, dass sich hier jeder einbringen kann, auch wenn man hier noch nicht gewesen ist und noch nicht dazugehört?

Absolut. Hier kann sich wirklich sehr gerne jede und jeder einbringen. Und ich würde es speziell Leuten, die neu ins Viertel gekommen sind, empfehlen. Denn wenn man sozusagen in den neuralgischen Punkten, wo man auch ‘n bisschen Zeit für Gespräche nebenher hat, arbeitet, dann lernt man sehr viele Leute sehr schnell kennen. Ich würde sagen, gerade wenn man jetzt Leute kennenlernen will, muss man halt rausgehen, dahin wo andere Menschen sind. Und das ist hier in der Alten Apotheke der Fall.

Haben Sie ausreichend Angestellte oder sind sie derzeit auf der Suche nach Unterstützung?

Wir sind immer auf der Suche, allein schon, weil wir uns als Ort für Teilhabe sehen. Und wenn jemand ein Bedürfnis hat, dann ist die Person gerne bei uns gesehen. Ist jetzt auch nicht so, dass wir sagen, „Oh, wir haben jetzt keine Kapazitäten mehr“. Wir gucken dann, wie das möglich gemacht werden kann. Insofern kann sich jede Person immer gerne an uns wenden. Leute kommen rein, reagieren darauf, unterhalten sich darüber. Bei uns ist es so. Es trägt zum Ambiente bei. Es sind jetzt vor allem mal ganz andere Bilder als die, die wir vorher hatten, das spricht dann auch noch andere Leute an. Jemand der etwas gemalt hat und das ausstellen will, kann gerne auf uns zukommen. Oder jemand hat schöne Dias von vergangenen Urlauben, der kann mich einfach gerne darauf ansprechen. Wir haben eine Leinwand und einen Beamer. Schon haben wir hier ‘n schönen Fotoabend.

Wenn so ein Bedürfnis da ist, ist das ja ein Projekt für sich.

Also geht es hauptsächlich darum, die Bedürfnisse und die Intentionen der Leute umzusetzen und weniger um die Projekte an sich?

Jedes Mal, wenn so ein Bedürfnis da ist, ist das ja ein Projekt für sich. Ich würde das gar nicht mal trennen. Es gibt zwar verschiedene Ebenen, sag‘ ich mal, einmal, dass Leute auf uns zukommen und selber etwas haben, dass sie umsetzen wollen, oder, dass Leute einfach ihre Bedürfnisse formulieren, aber sich nicht selber einbringen können oder wollen. Und da ist es dann gut, Hauptamtliche da zu haben, wenn das einfach eine weniger schöne Aufgabe ist, für die man sich nicht freiwillig motivieren kann. Aber wenn dafür jemand bezahlt wird, gibt es die legitime Erwartung: Das macht dann jemand.

Es gibt dann natürlich auch noch die Projekte, die eigene Zielsetzungen des Trägers sind. Aber ich würde die jetzt nicht gegeneinander aufwiegen, denn das Hauptanliegen ist halt, die Menschen zu motivieren. Und wenn es einfach nur die Möglichkeit ist, jemanden dabei zu unterstützen, Wünsche oder Vorstellungen als Projekt zu formulieren. Das ist ja auch schonmal ‘n Schritt.

Und hier geht dann jeden Tag jede*r rein und raus, der*die möchte, und niemand ist hier sozusagen priviligierter Stammkunde, oder?

Genau. Also, Stammkunden werden vielleicht insofern etwas anders behandelt, als dass man den Namen kennt und sie damit schon ansprechen kann. Aber das heißt nicht, dass andere Leute da nicht hinkommen können, wenn sie sich vorstellen. Manche Leute kommen tatsächlich nur rein, um Zeitung zu lesen und Kaffee zu trinken. Die wollen sich dann vielleicht auch nicht unterhalten. Da muss man dann immer so ‘n bisschen gucken: Was wollen die Leute eigentlich? Manche wollen auch nicht mit uns reden und haben sich dann mit jemand anderem verabredet. Das ist auch völlig okay.

Also gehen sie nicht direkt auf die Leute zu? Oder fragen sie direkt nach, was gewünscht ist?

Das wechselt, je nachdem, was ich gerade selbst zu tun habe, und ob ich dann Zeit habe, vorne zu sein. Aber ich gucke halt schon und bin grundsätzlich ansprechbar. Was wir noch versuchen, ist, ohne dass man Leute verbal drauf hinweist, sich sichtbar zu machen. Wir haben zum Beispiel immer viele Plakate, die auf Sprechstundenangebote hinweisen, also quasi Angelauswerfmethoden. Das andere ist eben aktives Ansprechen. Das gibt es auch, wenn ich zum Beispiel im Gespräch mit jemandem bin und mitbekomme, die Person sagt, „Ach, ich fühle mich immer so alleine“ oder sowas. Dann sind das Marker, auf die man reagieren kann. Aber das hängt immer von der Situation und auch immer der Person ab.

Können denn hier auch Kunden reinkommen und größere, eigene Projekte anmelden, die sie selbst nicht umsetzen können?

Auf jeden Fall, denn es ist dann die Kommunikation eines Bedürfnisses. Das mit der Bushaltestelle wäre jetzt so ein Beispiel, dass man sich da einfach noch was wünscht. Das ist für eine Privatperson vielleicht ein bisschen viel zu schultern. Und entweder kümmere ich mich darum, oder ich gucke, wer sich von den Institutionen,  die wir im Viertel haben, darum kümmern könnte. So etwas würde ich zum Beispiel an das Netzwerk LiMO weitergeben, wo wir dann gebündelte Kraft von mehreren Institutionen haben. Da haben wir über Kontakte zur Politik ein höheres Gewicht und können dann versuchen den Weg zu gehen. Wenn jetzt jemand sagt, „ich habe Probleme mit Stromabrechnungen“, da habe ich zum Beispiel gar keine Ahnung von. Aber das Sozialbüro ist dann mit einer Sozialarbeiterin hier.

Das ist ja auch so ein bisschen die Idee im Netzwerk. Man muss nicht alles selber machen. Man hat eben Netzwerkpartner, alleine schon um Konkurrenzen zu vermeiden oder um eigene Engpässe zu überbrücken. Und dann verweist man sie an die nächstbeste Stelle, von der man weiß, dass dort den Leuten geholfen werden kann. Und das ist bei Projekten nicht anders. Wenn jetzt jemand sagt, ich würde gerne einen Gottesdienst gestalten, dann ist das hier natürlich die falsche Adresse. Aber dann schicke ich die Person einfach einmal über die Straße, zu entsprechenden Ansprechpartner*innen, und dann kann sowas funktionieren.

Jetzt interessiert mich noch, ob sie, wenn die Pandemie bald endet, konkrete Ziele und Wünsche vor Augen haben, auch direkt betreffend zum Treffpunkt hier.

Oh ja! Zum Beispiel hätten wir rein theoretisch dieses Jahr unser 5-jähriges Jubiläum gehabt. Eins, was auf jeden Fall auf dem Plan steht, ist unser „5+1-jähriges Jubiläum“ – so haben wir es dann einfach mal genannt. Dann ist es so, dass wir gucken, was überhaupt noch da ist. Wer ist überhaupt noch da? Wir müssen gucken, dass wir die Strukturen wieder hochfahren. Dann werde ich natürlich alle Leute abklappern, die wir so hatten, um alles wieder an den Start zu bekommen. Den Kontakt habe ich sowieso schon gehalten. Ein paar hatten Ihre Ideen auch schon in anderer Form angeboten oder wurden mit Infos versorgt.

Aber die Frage ist: Wie sieht es dann im, ich schätze mal, Juni aus?

Wir müssen dann gucken, und erstmal wieder aufbauen und wollen auch ein paar neue Sachen entwickeln. Dann stellt sich auch die Frage: Wie sieht es mit der Anschlussfinanzierung des Projektes aus? Wenn ich weiß, dass im Oktober Ende ist, dann ist es natürlich schwierig. Klar, ich kann versuchen, was anzustoßen. Dann müsste ich aber gucken, wie ich das nachhaltig gestalte. Und dann wäre die Frage für diese ganz großen Projekte, wo es vielleicht hauptamtliche Beteiligung braucht: Lohnt es sich dann überhaupt noch, da sowas anzustoßen?

Sind Sie denn zuversichtlich, dass Sie einen neuen Förderpartner finden? Oder würden Sie sagen, dass das schon sehr schwierig ist?

Ich würde die Fragen unabhängig voneinander beantworten.

Also, Zuversicht weiß ich nicht. Ich kann es nicht richtig einschätzen. Wir haben schon einen Vorantrag und davor eine Voranfrage gestellt. Uund ich meine, das war jetzt nichts Entmutigendes…

Aber im Allgemeinen: Ich glaube auch, dass diese Befristungen der Grund sind, warum ein paar Leute, die in dieser Branche gearbeitet haben, aufgehört oder gewechselt haben. Entweder weil sie keine Anschlussfinanzierung bekommen haben oder weil diese Perspektive, immer von Zweijahresforderungen zu Zweijahresforderungen zu planen, keine Sicherheiten im eigen Leben bietet. Das ist schon ein großes Problem dieses Sektors, dass es kein ausfinanziertes Ding ist.

Am Ende biete ich Ihnen die Gelegenheit, sich noch einmal direkt an unsere Leser zu wenden, falls Ihnen noch etwas auf dem Herzen liegt, das sie loswerden möchten.

Es steht allen Menschen zur Nutzung offen.

Wenn Leute im Viertel, auch wenn ich es schon gesagt habe, irgendwelche Ideen oder Wünsche haben, können sie gerne auf uns zukommen. Auch noch ein Appell: Auch wenn wir vielleicht das Image haben, es sei nur ein Laden für alte Leute zum Kaffee trinken … ja auch, aber nicht nur! Es darf sich niemand davon entmutigen lassen, trotz jüngeren Alters vorbeizukommen. Da haben wir auch recht viel zu bieten, alleine schon die Möglichkeit, dass wir Schlüssel ausleihen können. Und wenn man abends einfach mal einen Ort für einen Spieleabend oder so braucht, kann man den Schlüssel kostenlos für so etwas nutzen, solange es eine öffentliche Veranstaltung ist. Privatfeiern sind mit 25 € Miete auch möglich, müssten nur besenrein wieder übergeben werden. Eine Küche haben wir auch, die dann genutzt werden kann, und für öffentliche Veranstaltungen, solange sie nicht kommerziell sind, ist das sogar kostenlos. Solange der Laden frei ist, können Leute gerne vorbeikommen und ihn nutzen, denn für uns ist das das öffentliche Wohnzimmer und so soll es auch wahrgenommen werden. Das ist völlig unabhängig von Faktoren wie Alter, Herkunft, Einkommen oder sonst was. Es steht allen Menschen zur Nutzung offen.

Würden sie sich also mehr Zuspruch aus der jüngeren Generation wünschen?

Ich würde es eher so formulieren: „Weg von dem Image, dass wir nur für ältere Menschen sind. Denn dadurch verlieren wir eine ganze demographische Gruppe, die berechtigte Interessen hat und für die wir uns auch zuständig fühlen, für die wir auf jeden Fall ein offenes Ohr haben“. Und ich glaube insbesondere dieser Generationsvernetzende Aspekt ist ein ganz wichtiger. Also, man sieht es ja häufig irgendwie, in größeren Wohnanlagen zum Beispiel, jüngere Familie, beide berufstätig, und nebenan wohnt eine ältere Dame. Und dafür, dass sie dann hin und wieder auf das Kind aufpasst, hilft ihr dann mal jemand beim Einkaufen. Und das ist dann eine Verzahnung von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Ich glaube davon kann die Gesamtgesellschaft nur profitieren. Insofern, wenn wir das hier in diesem Laden abbilden, dann ist es zumindest für‘s Viertel ein großer Zugewinn.

Kontakt:

Zu finden ist die Alte Apotheke auf der Wolbecker Straße 304 im Stadtviertel Mauritz-Ost. Telefonisch ist die Alte Apotheke unter 0251/ 97 44 86 50 zu erreichen.

Alexander Jacob

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