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Das Lepramuseum in Kinderhaus

Das Lepramuseum in Kinderhaus

Das Lepramuseum in Münster ist ein ehemaliges Leprosorium im Stadtteil Kinderhaus, welches 1986 von der Gesellschaft für Leprakunde e.V. ins Leben gerufen wurde. Seit nun mehr als 30 Jahren informiert es ihre Besucher mit stetig wechselnden Angeboten über die Verbreitung sowie die Bekämpfung der Infektionskrankheit Lepra und nimmt dabei besonderen Bezug auf die historischen Hintergründe.

Das Lepramuseum in Kinderhaus
Das Lepramuseum

Die Krankheit Lepra

Lepra, auch Morbus Hansen, nach dem Entdecker Gerhard Henrik Armauer Hansen, genannt ist eine chronische Infektionskrankheit, die bei Betroffenen im Frühstadium für ungewöhnliche Flecken auf der Haut und bei fortschreitender Krankheit sogar zu starken Deformationen des Körpers und Zerfall der Knochen, Muskeln und Sehnen führt. Tödlich ist der Erreger nicht, jedoch kann es durch Sekundärinfektionen zu tödlichen Folgen kommen. Der Ursprung von Lepra ist bis heute nicht vollständig geklärt. Während einige vermuten, dass der Ursprung der Krankheit in Ostafrika liegt, vermuten ihn andere im Orient. Sie gilt als eine der ältesten, bekannten Krankheiten, denn die ersten Funde in denen Lepra nachgewiesen wurde, sind bereits über 4000 Jahre alt. Umso erstaunlicher ist es, dass sich die genetische Struktur des Erregers in all den Jahren kaum geändert hat, was für Bakterien durchaus ungewöhnlich ist. Durch diese Tatsache und die Zusammenarbeit von Leprahilfswerken ist Lepra heutzutage weitesgehend unter Kontrolle. Heute ist Lepra heilbar, sodass knapp 16 Millionen Patienten zwischen 1995 und 2015 mittels Therapie mit Antibiotika geheilt werden konnten. Kritischer ist die Lage allerdings in Ländern mit einem schlechter ausgebautem Gesundheitssystem. In Indien beispielsweise erkranken jährlich noch immer knapp 110.000 Menschen an Lepra.

Das Lepramuseum

Seit 1986 informiert das Lepramuseum über die Krankheit Lepra. Die große Besonderheit liegt dabei in der Geschichte des Museums in Kinderhaus, welches von der Gesellschaft für Leprakunde e.V. ins Leben gerufen wurde. Im Mittelalter, sowie in der Frühen Neuzeit handelte es sich bei diesem Ort um ein Leprosorium, auch Kinderhaus genannt, in dem an Lepra erkrankte Menschen untergebracht wurden. Durch die starke Verbreitung und die Ansteckungsgefahr wurden neben eigenen Leprosorien auch Gesetze, welche die Leprakranken, damals auch Aussätzige genannt, in ihrer Bewegungsfreiheit stark einschränkten, erlassen, um das Infektionsrisiko im Schach zu halten. Zu diesen Vorschriften gehörte auch die Tatsache, dass sich eine kranke Person außerhalb des Leprahospitals nur mit einem schwarzen Umhang, einem Stock und einer Rassel, welche die Funktion hatte andere Menschen zu warnen, zeigen durfte. Da Lepra zu dieser Zeit in Deutschland sehr verbreitet war, hatte beinahe jede Stadt ihr eigenes Leprahospital. Genau wie das Leprosorium in Kinderhaus befanden sich diese Häuser meist ausserhalb der Stadtmauern und in Nähe zu einem Fließgewässer sowie einer Kapelle.

Kapelle neben dem ehemaligen Leprosorium

Um 1326 wurde das Grundstück von einem Münsteraner Bürger, Udo von Tinnen, gestiftet, sodass das Leprosrium bis 1333 gebaut und durch Spenden und Stiftungen finanziert werden konnte. Durch die Bekämpfung von Lepra konnte das Gebäude 1686 in ein städisches Armenhaus umgewandelt werden. 1984 wurde in Kinderhaus dann die Gesellschaft für Leprakunde e.V. Gegründet, die 1986 die Pforten des Museums öffnete. Im Moment ist das Museum leider geschlossen. Es ist jedoch nach Ende der Corona-Situation wieder jeden Sonntag möglich, sich in Kinderhaus mit der Krankheit und ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Zwischen Oktober und März von 15 bis 17 Uhr und zwischen April und September von 15 bis 18 Uhr. Ein Besuch lohnt sich!

Hier gelangt ihr zur Website des Museums

Jost Borchard

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