Andi Substanz, Münsters bekanntester Ad-Hoc-Dichter, hat in Corona-Zeiten leider wenig zu tun. Auftritte sind halt selten geworden. Um trotzdem den Kontakt zu seinem Publikum pflegen zu können, hat er sich nun ein schönes Plätzchen an der frischen Luft gesucht.
Wir haben ihn besucht und uns ein bisschen Zeit genommen, damit Andi uns ad hoc ein neues Gedicht schreibt.
Daraus ist ein kleines Video entstanden (mehr Video-Kunststückchen als Video-Journalismus): Andi schreibt uns ein Gedicht in real Time. Und liest es uns und Euch vor. Viel Spaß damit.
Aber zunächst: Wir haben auch die Zeit genutzt und mit ihm kurz über seine Lage als Künstler in Zeiten einer Pandemie zu sprechen.
Hier das Interview:
Hallo Andi, Du bist Künstler. Was heißt das? Was machst Du?
Seit 2005 stehe ich deutschlandweit auf Bühnen bei Poetry Slams und Lesebühnen. Dort performe ich spoken word. Zwei Alben mit Beat-Poetry habe ich bereits veröffentlicht. 2020 dann endlich ein Buch namens „Lyrikkeller“ mit gesammelten Texten von Lyrikkeller-Aktionen im LektoraVerlag. Im ductus meiner Texte zeigt sich ein Experimentierprozess mit dem Versuch, Lyrik im gemeinen Verständnis und Sprechgesang im Guten zu verweben und so eine eigene, vielleicht neue Ausdrucksart entstehen zu lassen.
Du sitzt jetzt regelmäßig mit Deiner Schreibmaschine in der Stadt und schreibst Gedichte für die Passant*innen. Warum?
Dies gibt mir die Möglichkeit in Zeiten der Pandemie weiterhin kreativ tätig zu sein. Ich brauche die Interaktion mit den Menschen. Auch bin ich gerne spontan kreativ und schreibe gerne auf Themenvorschlag. So bekomme ich ein Bild davon, was die Leute so bewegt. Durch die Aktion bekomme ich Aufmerksamkeit auch für mein Buch, das leider im Lockdown erschienen ist. Gerade im Frühling mag ich es auch dort zu sitzen und eine andere Perspektive einzunehmen und das Treiben mit seinen Menschen zu beobachten. So zaubere ich gerne ein Lächeln in Mundwinkel.
Du hast Dir einen Platz direkt an der Paul-Wulf-Skulptur ausgesucht. Was verbindet Dich mit Paul Wulf?
Zum einen ist der Platz gut frequentiert, da sich dort Promenade und Salzstraße kreuzen und ich somit viele Spaziergänger*innen erreiche. Zum anderen ist der Platz natürlich besonders durch die Paul-Wulf-Skulptur. Diesen Fleck der Mahnung an das Unrecht im Dritten Reich möchte die Stadt ja am liebsten weg bekommen. Durch meine Aktion dort bekommt das Ganze nochmal mehr Aufmerksamkeit. Ähnlich wie Paul Wulf, der hart für eine Anerkennung des ihm angetanen Leids gekämpft hat, versuche ich zu kämpfen, um weiter meiner kreativen Tätigkeit nachgehen zu können – trotz Pandemie.
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