In Deutschland werden jährlich, laut einer WWF-Studie, rund 18 Millionen Lebensmittel weggeworfen – Deutschland produziert außerdem so viel Müll wie kaum ein anderes Land in der EU. Pro Sekunde sind das ca. 313 Kilogramm genießbare Nahrungsmittel, die auf dem Müll landen. Da weiß man gar nicht, wo man anfangen oder aufhören soll – es ist einfach zu viel. Der Müll überschwemmt die Menschen, im wahrsten Sinne des Wortes. Eine kurzfristige Befriedigung der Bedürfnisse ist oft wichtiger als die Folgen, die eben jene Bedürfnisse nach sich ziehen.
Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Dinge hergestellt werden, um nur ein einziges Mal verwendet zu werden. Denn dann wird es entsorgt und beim nächsten Mal wieder ersetzt. Das neuste Smartphone, die neuste Kleidung – das Verlangen nach dem neusten Produkt ist Alltag geworden.
Besseres Management, nachhaltige Strukturen und veränderte Konsumgewohnheiten können da Abhilfe schaffen. Aber wie sieht dies konkret im Alltag aus? Der beste Müll ist erstmal der, der gar nicht erst entsteht. Aber: Müll vermeiden ist möglich – Hier möchte ich euch ein paar hilfreiche Tipps für den Alltag an die Hand geben, die auch mir geholfen haben, den Abfall zu reduzieren.
“Nein” zu Einwegplastik: Haushalt und Nahrung
Einwegplastik ist das schlimmste Plastik; es steckt schon im Namen. Sobald wir Menschen es einmal verwendet haben, hat unsere Erde hingegen noch eine sehr lange Zeit damit zu kämpfen. Für die Herstellung von Plastikflaschen werden über 650.000 Tonnen Rohöl verbraucht. Eine Plastikflasche braucht zudem circa 450 Jahre, um zu zerfallen. Eine gute Alternative ist da die gute alte Glasflasche, die bis zu 50 Mal neu befüllt werden kann. Es ist außerdem wesentlich nachhaltiger, Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken. Wenn man sich unsicher ist, kann man sich einen Wasserfilter zulegen, doch in der Regel ist das Wasser in Deutschland definitiv genießbar und ungefährlich.
Gemüse und Obst wird in Deutschland immer noch überwiegend verpackt verkauft – 60 % sind bereits vorverpackt. Das ist das Ergebnis der Studie, die vom NABU in Auftrag gegeben worden ist. In sogenannten “Unverpackt-Läden” wird Obst und Gemüse hingegen unverpackt verkauft. Das setzt natürlich voraus, dass man beispielsweise Stoffbeutel oder Gläser mitbringen sollte.
In Münster gibt es zum Beispiel folgende Anlaufstellen für unverpackte Lebensmittel: natürlich unverpackt, fairteilbar Münster oder cibaria – Bio-Vollkorn-Bäckerei. Hier findet ihr außerdem eine Liste mit weiteren Anlaufstellen.
Auch in der Kücheinrichtung lässt sich einiges verändern: Das Material der Küchenutensilien sollte dabei oberste Priorität haben, denn Naturmaterialien halten nicht nur länger, sondern sind langfristig gesehen auch die deutlich günstigere Variante. Dinge, wie zum Beispiel Frischhaltefolie, Küchenrollen oder Backpapier können durch Gläser oder waschbare Nahrungsmittelhauben ersetzt werden.
Aus dem Stoff von alter Kleidung lässt sich zum Beispiel hervorragend die herkömmliche Frischhaltefolie ersetzen. Anstatt eine Küchenrolle zu benutzen, könnte man auch einen gewöhnlichen Putzlappen einsetzen und sogar das Backpapier ist nicht unersetzbar: Sogenannte “Backmatten” kann man auch durchaus häufiger benutzen. Jetzt haben wir schon einiges an Müll im Haushalt vermieden, doch wo geht es nun weiter?
Bei den Nahrungsmitteln! Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten. Eine davon ist es, sich wöchentliche Einkaufspläne zu erstellen, um ganz genau für die geplanten Gerichte einzukaufen. So vermeidet man Spontankäufe und Lebensmittel werden nicht schlecht, da sie direkt verbraucht werden. Doch auch dann fallen zum Beispiel bei Obst und Gemüse Reste an, die nicht in den Müll müssten. Mit übriggebliebenen Gemüseblättern und Strünken kann man neue Pflanzen ziehen. Noch viel einfacher ist es jedoch, das Blattgrün von zum Beispiel Kohlrabi, Möhren und Radieschen mitzuessen, da diese genießbar sind und es zu schade wäre, sie wegzuwerfen.
To-Go-Produkte sollten so gut es geht vermieden werden. Wie wäre es, sich einfach mal mehr Zeit einzuplanen? Falls es allerdings schnell und praktisch gehen muss, gibt es To-Go-Produkte, die sich mittlerweile auch wiederverwenden lassen. Da ist beispielsweise der RECUP-Becher für den Kaffee oder für den Weg zur Arbeit eine gute Alternative.
Aus Alt mach Neu: Mode und Möbel
Es muss nicht immer neu sein. Die Modeindustrie und die daraus resultierenden Trends sorgen dafür, dass Menschen immer die neuesten und angesagtesten Kleidungsstücke tragen möchten. Wir werden zusätzlich überhäuft von günstigen Angeboten und so wird der Kleiderschrank aussortiert, es wird etwas neues eingekauft und zum Schluss wieder weggeworfen. Up- und Recycling sind gute und kreative Alternativen. Kleidungsstücke, die man wegwerfen würde, kann man umnähen, verkaufen, verschenken oder für andere Zwecke verwenden und so aus alten Gegenständen etwas neues zaubern.
Wie wäre es denn damit, kleine Löcher oder festgewaschene Flecken mit einer hübschen Stickerei zu verdecken? Abgetragene oder einzelne Socken kann man perfekt zu Haar- oder Küchengummis umfunktionieren, indem man sie in Streifen schneidet. Alte Handtücher kann man in wiederverwendbare Wattepads verwandeln.
Doch auch Secondhandmode ist eine gute Möglichkeit, sich ein neues Kleidungsstück zuzulegen. Man kauft einfach, was jemand anderes nicht mehr trägt. Außerdem bekommt man es so wesentlich günstiger. Ihr habt Interesse an Second-Hand-Angeboten im Ostviertel?
Einen Blick sollten wir auch in unsere Wohnungen wagen. Da lautet die Devise: Reparieren statt neu kaufen. Die Qualität älterer, gebrauchter Möbel ist zudem oft besser. Wenn diese Möbel optisch nicht dem entsprechen, was man gerne hätte, besteht hier auch die Möglichkeit, sie selbst neuzugestalten oder umzufunktionieren. Dadurch kann ein einzigartiges Möbelstück entstehen.
In der Recycling-Szene ist der „Rag Chair“ von Tejo Remy ein Klassiker. Der Designer hat aus alter Kleidung und Kissenbezügen einen Sessel hergestellt. Doch man kann es sich auch einfacher machen, indem man zum Beispiel aus Europaletten ein Sofa formt und eine Matratze als Sitzfläche nutzt. Europaletten eigenen sich aber auch für viele andere Dinge, wie zum Beispiel eine Kräuterwand, oder ein Hochbeet.
Wenn wir Müll vermeiden möchten, dann sollten wir unseren Konsum hinterfragen
Nachhaltig zu leben spart nicht nur Müll ein, sondern auch Geld und Zeit. Komplett auf Plastik zu verzichten, ist ein Prozess und wird nicht von heute auf morgen reibungslos funktionieren, aber es ist möglich und vor allem wird es durch die Varianz der Angebote und Möglichkeiten leichter. Ihr seht also, Müllvermeidung im Alltag muss nicht kompliziert oder aufwendig sein. Egal ob Zuhause, am Arbeitsplatz oder im Supermarkt: Wenn wir Abfälle vermeiden, schonen wir Rohstoffe und sparen Energie.
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