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Unterstützten Elias Hatimi (rechts) während seines Stipendiums tatkräftig (v.l.n.r.): Der Leiter des Bereiches für internationale Projekte, Arndt Selders, die Geschäftsführerin vom Bennohaus, Daniela Elsner und die Kulturvermittlerin Bushra Arnous.

Eine friedliche Zukunft in Münster

Seit Dezember letzten Jahres arbeitet der junge Menschenrechtler und Journalist Mohammad Elias Hatimi aus Kabul, Afghanistan, nun im Bürgerhaus Bennohaus. Seine Geschichte: bewegt. Über ein Stipendium der Elisabeth-Selbert-Initiative ist er bereits zum zweiten Mal in Münster, doch dieses Mal wird er nicht in seine Heimat zurückkehren können. Die Elisabeth-Selbert-Initiative ist ein vom Auswärtigen Amt initiiertes und gefördertes Schutzprogramm für gefährdete Menschenrechtsverteidiger. Das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) führt das Programm durch Stipendien für einen Aufenthalt in Deutschland in Zusammenarbeit mit Gastorganisationen durch. Eine davon ist das Bennohaus.

Durch das Cross Culture Programm des ifa bekommt Elias bereits 2017 die Chance, als Journalist für drei Monate im Bennohaus mitzuarbeiten und zu lernen. In dieser Zeit wirkt er an Projekten mit, die sich insbesondere mit Themen wie kulturelle Diversität auseinandersetzen. Gleichzeitig wird ihm die Möglichkeit geboten, Artikel über die Situation in Afghanistan zu veröffentlichen und auf diese Weise Bewusstsein für die Situation vor Ort zu schaffen.

„Die Zeit im Bennohaus veränderte mein Leben“,

erinnert sich Elias,

„ich habe sehr viel über die Möglichkeiten von Projektarbeit und Management gelernt“.

Nach seiner Rückkehr nach Afghanistan beginnt er mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen im Bereich Medien und Kommunikation zusammenzuarbeiten, die sich insbesondere für Menschenrechte einsetzen. So war er unter anderem für die größte und bekannteste Fraueninitiative Afghan Women’s Network als Chefredakteur aktiv. Später arbeitete er mit ActionAid International zusammen, um sich insbesondere für Kinderrechte weltweit einzusetzen. Es folgte eine Anstellung bei Islamic Relief Worldwide im Bereich Medien und Kommunikation. Doch dann änderte sich die Situation in Afghanistan plötzlich dramatisch.

„Niemand wurde gewarnt, niemand war vorbereitet, niemand hätte damit gerechnet, das Afghanistan noch einmal dahin zurückkehrt, wo es vor 20 Jahren war“,

erzählt er bewegt. Hatimi versucht, über ein weiteres Stipendium in Sicherheit zu kommen. Gerade für Menschenrechtler*innen und Journalist*innen wie ihn war die Situation vor Ort mehr als lebensbedrohlich. Sein Ziel: Das Bennohaus in Münster. Elias Hatimi hat Glück und bekommt sechs Monate Stipendium durch die Elisabeth-Selbert-Initiative gewährt, die Mitarbeitenden im Bennohaus freuen sich darauf, ihn wiederzusehen. Doch dann bricht der Kontakt plötzlich ab. Über Umwege erreichte er schließlich Ende November Deutschland.

„Wir konnten ihn nicht mehr erreichen, wussten nicht, ob er überhaupt nach Deutschland gelangen wird“,

erinnert sich die Geschäftsführerin vom Bennohaus, Daniela Elsner. Umso froher war man, als Elias „urplötzlich“ im Bennohaus stand. Seitdem ist viel passiert. Hatimi arbeitete im Bennohaus an den unterschiedlichsten Medien- und Kulturprojekten mit. Parallel diente das Stipendium dazu, seine Kontakte in Deutschland auszubauen und die deutsche Sprache kennenzulernen. Unterstützt wurde er in allen behördlichen Angelegenheiten durch die Kulturvermittlerin Bushra Arnous, die selbst vor sechs Jahren von Syrien nach Münster kam und im Bennohaus Anschluss fand.

Als Communication Manager bei World Vision International ist Elias nun auch offiziell „Human Right Defender“. Dabei wirkt er gemeinsam mit dem Team an verschieden medialen Projekten mit und versucht gleichzeitig sein Netzwerk mit anderen Menschenrechtler*innen auszubauen. Ende Juni reist er als Teilnehmer zur Konferenz „Afghanische Diaspora in Deutschland“.

Aktuell ist er auf der Suche nach einer Wohnung und einer Arbeitsstelle, da das Bennohaus ihn leider nicht weiter beschäftigen kann. Dennoch wirkt weiterhin im Bereich Projektmanagement im Bennohaus mit.

„Alles ist besser als Stillstand,“

so Hatimi, „und bis ich die deutsche Sprache besser beherrsche und bessere Chancen auf eine feste Stelle in Münster habe, bleibe ich gerne und unterstütze das Bennohaus in der internationalen Projektarbeit“. Zudem bekommt er in der im Bennohaus ansässigen „Ostviertelredaktion“ die Möglichkeit, seine journalistischen Produkte zu veröffentlichen. Sein Traum ist es, Vorbild für junge Menschen zu werden, indem er in Entwicklungsländer reist um den Menschen vor Ort zu helfen. Und trotz allem vermisst er „seine Menschen“ und sein Land und hofft eines Tages zurückzukehren und zu helfen.

https://about.me/eliashatimi

Foto: Tizian Taraba

Ostviertel-Redaktion

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