Lettering oder Kalligraphie oder eine Mischung, irgendwie. Für alle, die nicht wissen, was das ist, hier eine Definition:
Lettering, oder auch Handlettering, ist die Kunst der schönen Buchstaben.
Ich wollte schon lange mal lernen, schön zu schreiben, weil mich die ganzen Videos beeindrucken, die online so kursieren.
Ich hatte mir sogar vor langer Zeit Stifte und ein Buch dafür gekauft! Ich habe beides irgendwie zweimal benutzt und dann liegen gelassen.
“Wann, wenn nicht jetzt, mit etwas Neuem starten?”, dachte ich mir dann.
Und damit ich es nicht wieder vernachlässige, hier ein tolles Tagebuch, damit jede*r kontrollieren kann, wie eifrig ich dran bleibe…
Tag eins: “Aufwärts leicht, abwärts hart”
Wie zur Hölle starte ich? Keine Ahnung, fragen wir Google: how to lettering.
Google gibt mir netterweise direkt ein Video aus.
Der erste Schritt lautet: auf und ab Linien malen. Klingt einfach, ist es nicht. Wie habe ich früher einen Stift gehalten? Warum geht das nicht mehr? Nach ein paar Minuten jedoch scheint meine Hand das Konzept von „aufwärts leicht, abwärts hart“ zu verstehen. Ich stelle mich noch etwas ungeschickt an, aber was auch immer. Weiter zum nächsten Schritt: Buchstaben malen.
Aber was für Buchstaben? Die im Video? Es wird mir gesagt, ich solle herausfinden, wie ich sie am liebsten zeichnen will. Aber ich schreibe normalerweise nie in Schreibschrift. Erstmal Linien zeichnen. Vielleicht hätte ich mir erst ein Tutorial angucken sollen, wie man sowas gerade hinbekommt. Na gut.
Ich zeichne also alles auf dem Bildschirm erstmal sehr, sehr ungeschickt ab, und am Ende noch das Wort „Fuchs“. Dabei merke ich, dass mir tatsächlich ein paar der Buchstaben nicht gefallen. Ich suche mir also andere raus und schreibe mein eigenes Alphabet auf.
Da das sehr gequetscht ist, schreibe ich es noch mal ab. Gar nicht so schlecht inzwischen! Ich versuche nochmal, „Fuchs“ zu schreiben, und bin tatsächlich fürs Erste sehr zufrieden.
Da ich aber online oft noch andere Lettering-Schriftarten sehe, probiere ich es mit einer anderen Schrift. Das klappt gar nicht gut, weil sie sehr anders aufgebaut ist. Ich werde also erstmal nur die erste perfektionieren und dann gucken, wie es weitergeht.
Tag zwei: Üben, üben, üben
Das ist der allgemeine Konsens aus den weiteren Videos, die ich mir heute angeguckt habe. Also ran an die Arbeit!
Um es mir besser einzuprägen, habe ich erstmal mein gestern festgesetztes Alphabet noch mal aufgeschrieben. Jeden Buchstaben so oft, bis ich das Gefühl hatte, dass ich ihn mir gut merken kann. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich einige Buchstaben noch nicht ganz mochte, und habe sie prompt in meiner Übersicht abgeändert.
In einem Video gab es auch Hinweise zum Papier: Man sollte ein sehr glattes Papier nehmen, damit die Stifte nicht beschädigt werden. Leider ist mir das schon passiert, weil ich dachte, dass das Papier von meinem Notizbuch glatt genug sei. Ich nehme also in Zukunft anderes Papier.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass meine Hand sehr müde werden kann und es ab da nicht mehr wirklich Sinn ergibt, weiter zu üben, weil alle Linien nur noch verwackelt sind. Für morgen habe ich mir vorgenommen, Großbuchstaben zu lernen.
Tag drei: Die Technik macht’s
Da ich mit dem Brush (Pinselspitze) nur noch relativ schlecht schreiben kann und alle Linien zu dicken Linien werden, habe ich mich dazu entschlossen, erstmal mit einem Fineliner bzw. dünnen Filzstift weiter zu schreiben. Bei dieser Technik muss man das Geschriebene nochmal nachziehen und alle Abwärtslinien dicker malen. Ich mag die Technik eigentlich sehr gerne, da ich so mehr Kontrolle darüber habe, was wie aussieht. Trotzdem ist es natürlich mehr Arbeitsaufwand.
Wie gestern angekündigt, habe ich mir heute ein Alphabet aus Großbuchstaben zusammengeschrieben und geübt. Ich komme schon wesentlich besser mit den Buchstaben klar, und es war einfacher für mich, mir die neuen Buchstaben einzuprägen.
Jetzt heißt es: Ganz viel wiederholen und danach eventuell eine zweite Schriftart dazuholen.
Tag vier: Schreiben, bis es schmerzt
Alternativtitel wäre übrigens: „Person mit Lese-Rechtschreibschwäche versucht sich an einem Hobby über Rechtschreibung, vergisst andauernd irgendwelche Buchstaben und muss deshalb alles nochmal schreiben.“ Aber hey, so übe ich wenigstens!
Anstatt heute noch mal das Alphabet aufzuschreiben, habe ich einfach einen Liedtext rausgesucht und den abgeschrieben. Der Nachteil daran ist natürlich, dass ich nicht alle Buchstaben gleich viel übe. Der Vorteil ist, dass ich dem Hobby ein bisschen mehr Sinn gebe. Ich habe außerdem versucht, die Buchstaben auf unterschiedlichen Höhen zu schreiben, um ein wenig Abwechslung rein zu bekommen. Aber irgendwie habe ich den Dreh da noch nicht raus.
An dieser Stelle muss ich leider anmerken, dass ich eine kurze (oder vielleicht auch etwas längere) Pause machen musste. Unter anderem, weil ich mich am Ende des Tages ein bisschen übernommen habe, und meine Hand am nächsten Tag weh tat. Ups.
Tag ? : Pausen können helfen
Ich habe aber natürlich wieder angefangen und gemerkt: So eine Pause kann sehr gut tun! Meine Hand war um einiges ruhiger, und ich hatte mehr Kreativität und Lust, verschiedene Sachen auszuprobieren. Ich habe außerdem gemerkt, dass ich inzwischen eine gute Grundlage geschaffen hatte, um verschiedene (zugegeben meist einfache) Schriften zu kreieren.
Da ich schon viel im Internet gesehen hatte, wollte ich die, die mir am besten gefallen haben, einmal versuchen nachzuahmen. Man kann auf der einfachen Regel „aufwärts leicht, abwärts hart“ unglaublich viel aufbauen.
In den nächsten Tagen werde ich mir also ein bisschen mehr Inspiration suchen und mal gucken, wie ich weitermache. Im Moment sehe ich eine Schrift oder auch nur ein paar Buchstaben einer Schrift, bastele mir mein eigenes Alphabet daraus und schreibe dann damit Liedtexte oder Ähnliches. Das klappt ganz gut und gibt mir einen Grund, etwas zu schreiben.
Das Einzige, was mir noch etwas schwerfällt, ist die Höhe der Buchstaben zu variieren. Aber ich denke, das bekomme ich auch noch hin.
Natürlich geht die Reise weiter
Ich habe in den letzten Tagen immer mal wieder ein bisschen was geschrieben, einfach, um nicht aus der Übung zu kommen. Ich habe auch digitale Kalligraphie ausprobiert, das hat aber leider absolut nicht geklappt. Zumindest nicht in Photoshop, da ich dort keine richtigen Pinsel gefunden habe. Außerdem habe ich mich schon sehr an analoges Schreiben gewöhnt.
Mein letztes Ziel war es jetzt, „Bilder“ zu erstellen. Ich weiß nicht, wie das genaue Wort dafür ist, aber wenn man Lettering online oder auf Social Media sieht, werden den Wörtern fast immer kleine Zeichnungen etc. hinzugefügt. Ich wollte also ein stimmiges Bild mit Schrift und einfachen Farben und Formen erzeugen, und ich glaube, es ist mir auch ziemlich gut gelungen.
Ich kann jetzt vier Schriften ziemlich gut schreiben. Noch lange nicht auswendig, das ist der nächste Meilenstein, den ich erreichen möchte. Was mich aber freut ist, dass ich nicht mehr nur etwas nachzeichne, sondern tatsächlich schreibe. Ich habe ein Gefühl dafür bekommen, wie diese Schriften funktionieren, wie ich meine Hand halten muss, und wie etwas schön aussehen kann.
Mein Fazit: Probiert es aus!
Ich habe, mit Verlaub, keine besonders schöne Handschrift. (Die ist übrigens kein Stück hübscher geworden durch die ganzen Übungen. Ich kann jetzt diverse Schriften hübsch schreiben. Meine gehört nicht dazu.) Ich kann okay zeichnen und habe ein großes Interesse an Design.
Ich habe das alles tatsächlich schneller gelernt, als ich erwartet hatte. Aber ich bin sehr stolz, dass ich es endlich mal gemacht habe. Ich bin nicht wirklich perfekt darin, aber habe eine gute Grundlage geschaffen, auf der ich von jetzt an aufbauen kann. Es hat mir außerdem großen Spaß gemacht, und es ist ein guter Zeitvertreib für die Zukunft.
Im Moment muss ich mich noch viel zu sehr darauf konzentrieren und es dauert auch sehr viel länger, als man zuerst annimmt. Aber das hatte ich online auch schon gesehen, und ich denke, das gehört einfach dazu. Man muss nämlich eine ruhige Hand bewahren, und wenn man ein gutes Ergebnis haben will, muss man einfach ein bisschen Zeit investieren.
Hier sind übrigens bei Weitem nicht alle Seiten von mir, das wäre einfach viel zu viel. Was man hier also nicht sehen kann, sind die ganzen Fehlversuche, die Kritzeleien und einige von den vielen Übungen, die ich gemacht habe. Wenn das jetzt also jemand ausprobieren will: keine Sorge!
Jede*r lernt in ihrem oder seinem eigenen Tempo, und so ein Artikel kann nicht wiedergeben, wie viel Arbeit ich tatsächlich in all das gesteckt habe. Vielleicht hätte ich die Zeit messen sollen. Na ja.
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