OSTVIERTEL.MS

Happy Postcrossing – Freude durch Postkarten

Durch E-Mails, Instant-Messaging-Dienste, wie z. B. WhatsApp oder Social-Media-Plattformen, wie z. B. Instagram und Facebook, ist die Vernetzung mit anderen Leuten ein Leichtes. Auch Urlaubsbilder oder Stories werden so gerne geteilt. Doch bevor es diese medialen Möglichkeiten gab, wurden oft Postkarten verschickt, um der Familie oder Freunden mitzuteilen, wo man sich gerade herumtreibt. Dabei war es für viele Menschen immer etwas Besonderes, wenn man eine Postkarte erhielt.

Der Portugiese Paulo Magalhães gehörte auch zu Letzteren und aus diesem Grund gründete er 2005 eine Plattform für Menschen, die gerne Postkarten verschicken und erhalten: Postcrossing.com. Das Ziel dabei ist, Menschen aus aller Welt zu verbinden, egal welcher Herkunft, Glaubens, Geschlechts oder Nationalität.

Das System, das er entwickelte, funktioniert so: Man registriert sich und bekommt nach dem Zufallsprinzip eine Adresse von einem*einer anderen Nutzer*in auf der Welt. Dazu bekommt man noch eine Postkarten-ID, die man auf die Postkarte schreibt. Die eigene Adresse kommt nun ebenfalls in den Pool der zu verteilenden Adressen. Dadurch bekommt man auch eine Postkarte von irgendwo auf der Welt. Diese Postkarte muss dann nach Erhalt mithilfe der ID auf der Postcrossing-Website registriert werden. Die adressierte Person der eigenen Postkarte macht es nach Erhalt genauso.

Fünfzehn Jahre später ist die Plattform um einiges gewachsen und hat nun 793 759 Mitglieder in 210 Ländern. Insgesamt sind 56 639 533 Postkarten erhalten worden und es sind 315 437 unterwegs. (Stand: 29.04.2020)

Die Länder mit den meisten Mitgliedern sind auf erstem Platz Russland, gefolgt von Taiwan, den USA, China und an fünfter Stelle Deutschland.

Durch Postcrossing werden neue Freundschaften gegründet und neue Sprachen und Fakten über die unterschiedlichsten Länder erlernt. Oder man genießt einfach nur den Gedanken, jemandem am anderen Ende der Welt beim Öffnen des Postkastens ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Um mehr über das Postcrossing-Erlebnis zu erfahren, habe ich mich mit Heike Künnen, einer Postcrossing-Enthusiastin, unterhalten.

Wie lange bist du schon bei Postcrossing dabei?

Heike Künnen: Ich bin bei Postcrossing jetzt schon ungefähr seit dem Jahr 2014. Wir haben das erst als Familie gestartet und ich habe das jetzt eigentlich alleine weitergeführt. Mittlerweile habe ich schon um die 300 Postkarten zusammen. Es macht Spaß, wenn man den Postkasten aufmacht und da eine Postkarte drin ist, von woher auch immer. Das ist dann immer spannend.

Wie bist du auf Postcrossing aufmerksam geworden?

Ich habe mal einen Zeitungsartikel gelesen, da ging es um Postkarten. Es ist ja immer schön, wenn man aus dem Urlaub welche bekommt, oder auch selber welche verschicken kann. Dass es da so ein Netzwerk gibt, das wusste ich bis dahin nicht. Ich fand die Idee sehr interessant, dass man dann nach dem Schneeballsystem in die Welt hinaus, oder auch aus der Welt, eine Postkarte von einer wildfremden Person bekommt. Mit dieser muss man auch nicht unbedingt eine Brieffreundschaft anfangen, man kann die Karte einfach so verschicken. Ich finde das total interessant aus der ganzen Welt Postkarten zu bekommen, oder auch in die ganze Welt verschicken zu können. Nicht nur nach Deutschland, sondern auch mal nach Costa Rica oder China, wo man ja sonst nie hinschreiben würde.

Und warum genau machst du bei Postcrossing mit? Das hast du jetzt schon ein bisschen angeschnitten, aber vielleicht kannst du das ja genauer erläutern?

Ich finde das schön, einfach, dass man auch mal aus anderen Ländern etwas hört. Manche schreiben ja auch – ich will nicht sagen, Romane – aber manche schreiben auch über irgendwelche Feiertage, die sie dort haben oder besondere Bräuche oder Rezepte. Eine Nutzerin hat mir dann aus Neuseeland oder Australien mal eine Postkarte geschrieben. Sie hat dann von ihrem Tag erzählt, was sie gemacht hat, dass sie den ganzen Tag ihre Hühner gesucht hat, die irgendwo unter einem Busch verkrochen waren. Es ist schon lustig! Man ist auch selber nicht gezwungen eine Postkarte ausführlich zu schreiben. Ich sage mal, es ist auch immer so ein bisschen tagesformabhängig. Aber jede*r sollte schon zumindest „herzliche Grüße“ hineinbringen und ein bisschen was von seiner Stadt erzählen, z.B. von Münster, oder von sich selber. Je nachdem, was man gerade will, oder wie einem das Profil von der Adresse, an die man die Karte schickt, auch anspricht.

Was für Postkarten erhältst du denn am liebsten?

Das kann ich jetzt gar nicht so beantworten. Ich finde natürlich Ansichtspostkarten schön. Manche User*innen schreiben rein, dass sie die gar nicht wollen, das kann ich gar nicht verstehen. Ich find’s ganz schön, wenn man eine Ansicht von irgendeinem Ort weit weg hat, von wo auch immer, ob es jetzt ein kleines Dorf in den USA ist, oder auch meinetwegen in der Eifel, Russland oder Lettland, irgendwo. Viele Leute schicken ja auch andere Karten, so Witzkarten oder Disney-Karten, oder was weiß ich, „die Mumins“ oder irgendwelche anderen Sachen mit Obst, mit Gemüse, mit Rezepten. Es ist immer schön, egal was da kommt. Also, ich freue mich über alle Postkarten. Ich habe jetzt keine speziellen Favoriten.

Was war die seltsamste Postkarte, die du bis jetzt erhalten hast?

Das war eine Postkarte in Brötchenform aus Taiwan. Ich frage mich bis heute noch, wie die Post sie überhaupt transportieren konnte. Also, dass sie sich nicht geweigert hat, sie zu transportieren. Die Postkarte war vorne wie so ein Butterbrot bedruckt und hinten stand auch nicht viel mehr drauf als die Registrierungsnummer, die Briefmarke und meine Adresse. Es ist schon komisch und interessant, was für Postkarten die Post befördert.

Das Beste war mal eine Postkarte aus Finnland. Dort war sogar ein Entschuldigungsbrief von der finnischen Post dabei. Ich glaube, da war ein Knick drin oder irgendwas Ähnliches. Das fand ich total toll: Die finnische Post entschuldigte sich, weil bei der Karte was passiert war. Ich weiß nicht, ob das der deutschen Post einfallen würde, aber ich fand das richtig süß.

Und ich habe auch eine Postkarte aus Taiwan, da ist so ein Dia in der Mitte drin, die ist praktisch durchsichtig in der Mitte. Das Motiv ist ein Leuchtturm oder so im Abendlicht. Das war auch toll!

Postcrossing engagiert sich auch für gute Zwecke. So gab es bisher im Dezember eine gemeinsame Aktion mit der Deutschen Post, bei der die Deutsche Post pro gesendete Postkarte einen gewissen Betrag an eine gemeinnützige Organisation spendete.

Also, wer sich nach einem neuen Hobby umsehen möchte, und dabei auch soziale Kontakte knüpfen, oder nur etwas Neues lernen möchte, dem ist Postcrossing sehr zu empfehlen!

Amira El Shoura

Kleiner Kampfzwerg mit in vertrautem Umfeld zu großer Klappe

Kommentar hinzufügen