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Die Legende der Weihnachtsgans

Bald ist es soweit: noch genau 10 Tage bis Heiligabend! Huch, hoffe ich habe euch nicht allzu sehr mit dieser drastischen Tatsache erschreckt. Es sind ja immerhin noch ganze 10 Tage; um sich Gedanken zu machen, wo man kontaktfrei Weihnachtsgeschenke herbekommt, um Karten für die Großeltern zu basteln, Plätzchen zu backen, einen Baum zu kaufen (oder einen selbst zu machen) und natürlich nicht zu vergessen, das Weihnachtsmenü zu planen!

Na, wisst ihr schon, was bei euch daheim in den Töpfen und Pfannen brutzeln soll? Wenn wir ehrlich sind, sind es aber doch meist die selben Gerichte, die zu Weihnachten auf den Tisch kommen, oder? Wir hängen einfach an unseren Traditionen: ob Fondue, Kartoffelsalat mit Würstchen oder doch lieber die traditionelle Weihnachtsgans?

Doch Moment! Wieso eigentlich Gans? Gehört ja zugegebener Weise nicht zu den typischen Alltagsgerichten, so ‘ne Gans. Wie hat sie es also geschafft, so eine Berühmtheit zu erlangen und der Hit aller tierischer Weihnachtsmenüs zu werden?

Die Legenden um den Ursprung der Weihnachtsgans sind sehr verwoben und gehen weit in der Geschichtsschreibung zurück. Habt ihr Lust auf eine kleine mentale Reise in die Vergangenheit auf den Spuren der sagenumwobenen Gans? Wenn ja, dann lest gerne weiter. Jedoch muss ich euch im Vorfeld warnen: Wer hier eine gesicherte Faktenlage erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Es gibt keine Garantie auf die Wahrheit, es handelt sich ja schließlich um Mythen und Legenden.

Unsere Reise beginnt schon sehr früh in der Geschichte, im Jahre 390 v. Chr. in Rom:

Der Legende nach stand ein Angriff auf die Stadt bevor, doch ehe die Feinde die Stadtmauern erreichen konnten, schlugen die heimischen Gänse so laut Alarm, dass gerade noch rechtzeitig Verteitigungsmaßnahmen eingeleitet werden konnten. Die Gänse waren die Heldinnen, die Retterinnen in letzter Sekunde. „Hoch leben die Gänse!“, soll es noch Wochen lang durch die Gemäuer geschallt haben. Seither genossen unsere fedrigen Artgenossen bei den Römer*innen besondere Verehrung. So fiel, als die frühen Christ*innen eine symbolische Verehrung in Form einer Speise für das Gotteskind gesucht haben, die Wahl natürlich sofort auf die Gans. Da freuten sich die Gänse: „Endlich werden wir rechtmäßig gewürdigt und dürfen euch an Weihnachten als Speise dienen!“ Hip Hip Hurra.

Doch das ist nicht die einzige Legende, die sich um die ominöse Gans rankt…

Um den Mythos der Weihnachtsgans näher auf die Schliche zu kommen, reisen wir für die nächste Geschichte ins Mittelalter:

Lange Zeit zählte bei den Christ*innen die Adventszeit mit zur Fastenzeit und Heiligabend diente dabei sozusagen als krönender Abschluss, welcher natürlich auch gebührend, mit einem speziellen Fastengericht, gefeiert werden wollte. Der Haken war nur, dass man in der Fastenzeit kein Fleisch essen durfte. Und dabei hatte man doch so einen großen Appetit auf Gans. Lange war es der Weihnachtskarpfen, der den Menschen das Fest versüßte oder versalzte (je nachdem wie so ein Karpfen schmeckt).

Doch auf Kaiser Friedrich II. war Verlass. Er hatte eine innovative, ja nahezu geniale Idee: „Wir erklären die Gans einfach zum Fisch! Wer kann uns denn aufhalten? Pah, ich bin der Kaiser. Und überhaupt, die Gans schwimmt doch auch im Wasser, ist also quasi schon fast ein Fisch.“ Zack fertig, die Gans gehörte jetzt zu der Gattung Fisch. Und wo man gerade so in Schwung war, wurde der Biber und die Ente auch noch schnell zu Fischen erklärt.

Problem gelöst: Der Weihnachtskarpfen war Geschichte, von nun an herrschte die Gans auf den goldrandigen Tellern der Nation. Das Volk strahlte und rief, „Hach, was ein herrliches Weihnachtsfest!“

Für die letzte Geschichte reisen wir nach England ins Jahr 1588 :

Der Schnee fiel leise auf die Dächer und Straßen am heiligen Abend und bedeckte das englische Land mit einem weißen weihnachtlichen Mantel. Auch die englische Königin Elisabeth I. genoss das Fest. Sie saß gerade an ihrer festlich gedeckten Weihnachtstafel und verspeiste genüsslich eine Gans, als die Nachricht eintraf, dass die spanische Armada bezwungen worden sei. Sie freute sich herzlich über den Sieg und fragte sich doch im selben Moment, wie es ihren Truppen gelingen konnte, die Spanier zu übertrumpfen. Waren es das Können und die ausgeklügelte Taktik ihrer Männer? Oder doch eher, die von ihr verspeiste Gans, welche als gutes Zeichen und Omen ihre Finger im Spiel hatte? Man entschied sich für Letzteres und erklärte feierlich die Gans zum glücksbringenden Weihnachtsbraten.

Hier endet unser kleiner Ausflug in die Vergangenheit der Weihnachtsgans. Habt ihr eine Lieblingsgeschichte? Dann verbreitet sie gerne weiter, tragt sie hinaus in die Welt. Erzählt sie am Weihnachtsabend, lest sie euren Kindern vor, flüstert sie euren Nachbar*innen in der Kirche ins Ohr!

In diesem Sinne ein frohes Fest und ein Hoch auf die Gänse!

Nina Doedt

Praktikantin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kulturmanagement

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