Der Schnee fällt leise auf die Straße und ein weißer Film bedeckt den Boden.
“Kommst du Kekse ausstechen?”, rief meine Mutter und ich rannte in die Küche. Breit grinsend stellte ich mich auf den roten Hocker, um besser an den Keksteig dran zu kommen. Erst fing ich an, die Kekse als Weihnachtsmützen, Tannenbäume und Sterne auszustechen und während sie buken, saß ich vor dem Ofen und sah ihnen dabei zu. Es war schwierig die Kekse nicht direkt zu essen, nachdem sie aus dem Ofen kamen und ihr Geruch die ganze Küche füllte. Als sie dann endlich abgekühlt waren, konnte ich anfangen, sie mit Zuckerguss und bunten Streuseln zu dekorieren.
Als nächstes hörte ich das zarte Läuten der Weihnachtsglocke und ich öffnete aufgeregt die Tür zum Wohnzimmer. Mein Blick fiel zum Tannenbaum und auf den Geschenkehaufen, der sich darunter auftürmte. “Das Christkind hatte meinen Wunschzettel bekommen”, freute ich mich, und die Geschenke waren besser, als ich es mir erhofft hatte. Der neue Teddybär, der mit einer roten Schleife umwickelt war, musste in der Nacht auch direkt mit in meinem Bett schlafen.
Der Schnee fällt leise auf die Straße und ein weißer Film bedeckt den Boden.
“Muss ich wirklich mitkommen?” Meine Mutter warf mir einen genervten Blick zu.
“Es ist Weihnachten, natürlich musst du. Deine Großeltern freuen sich darauf, dich mal wieder zu sehen!”
Ich hatte keine Lust mitzukommen, Weihnachten war doch immer dasselbe. Spätestens am Abend waren wir sowieso alle voneinander genervt, warum freute man sich auf sowas?
Am Ende war der Tag dann doch ganz schön gewesen. Das Essen war lecker und ich hatte mich tatsächlich ganz gut mit meinen Großeltern unterhalten, auch wenn ich das nicht zugeben würde.
Der Schnee fällt leise auf die Straße und ein weißer Film bedeckt den Boden.
Dieses Jahr würde mir meine Familie fehlen. Ich hatte eigentlich geplant über Weihnachten nach Hause zu fahren, aber die leichten Schneeflocken sind immer schwerer und größer geworden und mittlerweile lag so viel Schnee, dass keine Züge mehr fuhren und ich es nicht pünktlich nach Hause schaffen würde. Das erste Weihnachten ohne Familie.
Irgendwann musste es ja mal kommen. Ich machte das beste aus dem Abend. Erst kochte ich mir selbst ein kleines Weihnachtsessen aus den Resten, die ich noch Zuhause hatte. Dann telefonierte ich mit meinen Eltern, ehe ich den restlichen Abend damit verbrachte, mir furchtbar kitschige Weihnachtsfilme anzusehen. Es war zwar kein Vergleich zu Weihnachten mit der Familie, aber trotzdem eine gute Alternative.
Der Schnee fällt leise auf die Straße und ein weißer Film bedeckt den Boden.
“Ah! Kommt rein, kommt rein”, meine Mutter nahm mich lächelnd in den Arm und warf einen Blick über meine Schulter. “Schön, das du mal jemanden mit nach Hause bringst und schön, dich zu sehen”, begrüßte sie meine Freundin. Ich drehte mich kurz um und lächelte meine Freundin an, ehe wir zu den anderen ins Wohnzimmer gingen. Bloß keine peinlichen Kindergeschichten, hoffte ich, als wir uns neben meine Großeltern aufs Sofa setzten.
Der Schnee fällt leise auf die Straße und ein weißer Film bedeckt den Boden.
“Frohe Weihnachten!”, wünsche ich allen im Raum. Meine Gedanken waren in Erinnerungen vertieft und der Gedanke daran, wie viele verschiedene Weihnachten ich schon erlebt hatte brachten mich zum Lächeln. Als Kind habe ich Weihnachten geliebt, alles war so magisch. In meiner Jugend ist diese Magie verloren gegangen, aber mittlerweile ist sie zurückgekehrt. Ich war schon gespannt darauf zu erfahren, was die nächsten Jahre für mich bereit hielten.
Kommentar hinzufügen