Seit etwa zwei Jahren malt Kyra täglich. Viele Gesichter sind dabei entstanden. In einem Interview beantwortet sie Fragen über ihre Kunst.
Was machst du für Kunst und was bedeutet diese Kunstform für dich? Möchtest du mit deiner Kunst etwas erreichen oder hilft sie dir persönlich?
Wenn es um die Bedeutung von Kunst für mein Leben geht, dann kann ich sagen, dass Kunst allgegenwärtig war, ist und sein wird in meinem Leben. Seit dem ersten Zusammenschluss meines Bewusstseins als Säugling. Also damit meine ich die erste zusammenschlüssigen Wahrnehmungserfahrungen, wo auch das Sehen sehr stark mit eingeschlossen ist. Seit dem umgibt mich Kunst. Ich bin ein Mensch und nehme durch mein Hirn Dinge wahr, die ich nicht verstehe und dann wiederum Dinge, die ich vollends verstehe und empfinden kann. Es geht bei der Bedeutung von Kunst für das Leben eher um den individuellen und gängigen Kunstbegriff und die individuellen Wahrnehmung von Kunst. Damit meine ich, dass ich Kunst erst für mich definieren muss, um die Ausgangfrage zu beantworten. Das habe ich gerade versucht. Ich setzte noch allgemeiner nach: Kunst ist für mich alles und nix. Wie Geld. Wie Papier.
Kunst ist Gefühl in seiner Essenz. Kunst ist Arbeit am Selbst mit Hilfe der Formen und Farben. Kunst ist prozessorientierte und ganzheitliche Wahrnehmungserfahrung. Kunst ist alles, was uns umgibt. Es ist für mich stark mit Wahrnehmungen verbunden und Gefühlen. Kunst ist alles und nichts. Wie du und ich. Kunst ist das, was wir aus der Kunst machen. Basierend darauf beschäftige ich mich in und mit meiner Kunst stark mit Wahrnehmung von Schönheit und Ästhetik und setzte mich damit auseinander. Meine „Kunstform” soll Reaktionen auslösen. Und das tut sie in viele Richtungen meiner Meinung nach. Da sie erfahrungsgemäß stark polarisiert. Einigen zu bunt, andere sagen zu dunkel viele sagen aber auch schön oder wunderschön. Ganz ehrlich?! Es freut mich, wenn Menschen meine Kunst gefällt. Genauso wie es mir egal ist, wenn Menschen meine Kunstform nicht gefällt. Kunst ist und bleibt eine Wahrnehmung und diese ist nicht stetig, sondern subjektiv.
Es wäre schön, damit Geld zu verdienen, weil ich sowieso fast jeden Tag male. Klingt öde. Ist aber so. Sinnbildlich für mich erreichen mit meiner Kunst möchte ich einiges mehr als nur Geld zu verdienen. Ich möchte Dinge erschaffen, die ganzheitlich mein Sein ausdrücken. Mit Menschen, die meine Bilder sehen und nichts fühlen dabei, sei es auch nichts negatives, möchte ich eher nichts zu tun haben. Ganz einfach gesagt: Mit meiner Kunst will ich Menschen erreichen und sei es auch nur ein kleiner abfälliger Gedanke oder ein Kurzesinnehaltenundaufsichwirkenlassen. Reaktion ist Gefühl und Kommunikation. Kunst ist ein kommunikatives Gefühl. Meiner Meinung nach lebt die Kunst von Reaktionen. Mir egal, welche Reaktion bei welchem Menschen ich mit meiner Kunst erreiche. Hauptsache ich erreiche eine kleine. Und wenn die Reaktion groß ist, dann freu ich mich — auch über negatives irgendwie. Das heißt, es hat etwas mit der Person gemacht. Kunst hilft mir immer — egal welche.
Gab es Zeiten, in denen du besonders viel oder wenig gemalt hast?
Ja, ich male erst seit zwei Jahren jeden Tag. Davor habe ich sporadisch gemalt, wegen Versagensängsten und starker Antriebslosigkeit.
Seit wann spielt die Kunst eine Rolle für dich bzw. verstehst du dich selbst als Künstler*in?
Ein*e Künstler*in ist jemand, der*die Kunst macht. Also ja, ich sehe mich als Künstler*in. Ich habe nicht Kunst studiert, sondern das Leben. Als ich 19 war habe ich in drei Tagen eine Mappe zusammengewürfelt für eine Uni. Die haben mich nicht genommen. Wiederum eine andere Uni hat mich jedoch genommen mit einer Mappe, die ich während einer Autofahrt in zwei Stunden malte und zwar die Fahrt zu der Eignungsprüfung, in der die Mappe besprochen werden sollte. Abgesehen davon würde ich gerne Kunst studieren, habe jedoch Angst, dass dies auch vieles kaputt für mich machen würde. Im Moment bin ich auch so zufrieden.
Du malst immer wieder farbenfrohe Gesichter, aber auch abstrakte Malerei ist bei dir zu finden. Gab es einen bestimmten Zeitpunkt oder Auslöser für deinen Stil? Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Gesichter sind Eyecatcher. Wie im echten Leben (lacht) und ich mache halt meine Gesichter noch eyecatchiger. Damit meine ich, dass bei Portraits immer ein eigener und ulkiger Dialog zwischen Werk und Betrachter und Werk und Künstler*in und im Gegenzug Künstler*in und Werk entsteht. Diesen Dialog will ich Superlativieren durch auffällige Farben und deren Komposition. Gesichter sind Zentrum der Sinne. Und da Kunst für mich auch Gefühl und Sinneswahrnehmung ist, ist es mir egal, ob ich noch mein ganzes Leben lang “nur” Gesichter male. Es sind meine Gesichter. Es sind deine Gesichter. Es sind alle Gesichter. Es sind Gesichter, die sich oft ähnlich sind ja, aber trotzdem alle anders. Ich spiele mit Formen und Farben in meinen Portraits. So wie es mir gefällt. Und einiges bleibt stetig gleich. Oft sind es die Haare, angelehnt an die 20er Jahre. Oder aus Zeiten, die es noch nicht gibt. Ich spiele mit Gewohnheit und Veränderung in meiner Kunst sowie mit Fantasie und Engstirnigkeit durch die Wiederholungen. Und das gefällt mir. Es ist ein Locken, ja auch ein Spiel für mich bei den Portraits Merkmale gleich zu lassen immer und immer wieder und andere Merkmale wiederum zu verändern. Mit dem Eindruck und Ausdruck auf statische Weise zu spielen, erfüllt mich mit reiner Befreiung und Befriedigung. Ich habe auch oft Zweifel an allem und jedem aber nicht an meiner Kunst. Mein Stil ist einzigartig und vertraut.
Wo veröffentlichst du deine Werke? Was bekommst du für Rückmeldungen? Sind dir Rückmeldungen zu deinen Bildern wichtig und beeinflussen sie dich?
Ich habe einen Shop bei big cartel. Sonst poste ich jeden Tag auf Instagram und auch Facebook. Mein Gefühl sagt mir, ich polarisiere stark mit meiner Kunst. Rückmeldung von meinen Followern sind natürlich immer sehr gut. Wenn mir ein Werk persönlich von mir gefällt, dann ist es mir egal wer und was darüber gesagt wird.
Auf deinem Instagram-Profil hast du auch digital gemalt. Was war das für eine Erfahrung? Und könntest du dir vorstellen in Zukunft mehr digital zu erstellen oder ist dir die Arbeit mit echter Farbe lieber? Was macht das Material für einen Unterschied für dich?
Echte Farbe ist mir schon lieber. Ich nenne Farbe auf meiner Haut „Narben der Kunst“. Weil sie relativ lange bleiben trotz waschen (lacht) und sie mich an den Prozess und mein Werk erinnern. Außerdem ist bunte Haut schön für mich. Ein Kunstwerk für sich — besonders an den Händen.
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