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Gespräch mit Antje Kley

Am Freitag, den 21. Mai 2021 stand die freie Journalistin Antje Kley den Bundesfreiwilligendienstleistenden des Bennohauses im Rahmen eines Bildungstages Rede und Antwort.

Sie beantwortete offen und ehrlich Fragen rund um ihren Arbeitsalltag als Tagesreporterin, der sehr abwechslungsreich ist und oft neue und spannende Erlebnisse mit sich bringt, aber auch mal stressig werden kann. 

Die tagesaktuellen Beiträge, die Antje Kley unter anderem für die Aktuelle Stunde des WDR produziert, müssen innerhalb eines Tages fertiggestellt werden. Dazu gehören die Themenfindung, die Recherchearbeit und das Vereinbaren von Terminen – zum Beispiel mit Interviewpartner*innen- sowie der meist zwei bis drei Stunden lange Dreh an sich, bei dem Kley nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera zu tun hat. Hinzu kommt die Vertonung und der Schnitt des Beitrags. 

Die Recherche für die tagesaktuellen Beiträge muss meist sehr schnell gehen und zieht sich durch den ganzen Tag. Gerade coronabedingt gibt es stets viele neue Änderungen und Informationen. Antje Kleys “goldene Regeln” fürs Recherchieren: 

Sehr wichtig ist die Ideenfindung und das Schaffen eines Erzählfadens.
Auch auf das Archiv kann man zugreifen. Bis man eine Drehgenehmigung bekommt, kann es oft länger dauern. 

Beim Produzieren eines Beitrages kann es durchaus zu unangenehmen Situationen kommen, zum Beispiel,  wenn eine gefilmte Person nicht erkannt werden möchte und sich – trotz vermeintlicher Einigung – im Nachhinein beschwert, im Beitrag zu sehr erkennbar zu sein. Es kam heraus, dass die Person das Material zur Sichtung nicht erhielt und so nicht zustimmen konnte, der Beitrag aber veröffentlicht wurde.

 

“Die Recherche endet nicht.”

 

So die Journalistin. Sie erklärte, sie hätte sich absichern müssen, ob die gefilmte Person wirklich einverstanden ist.
Wenn jemand in einem Beitrag nicht erkannt werden möchte, kann man zum Beispiel das Gesicht pixeln oder nur die Hände filmen.

Auf die Frage hin, wie man es schafft, bei kontroversen Themen neutral zu berichten, erzählte Antje Kley, dass man versuchen muss, so unbefangen wie möglich zu bleiben. Es sei aber auch in Ordnung, Abstand von einem Thema zu nehmen, bei dem für einen selbst nicht funktioniert, neutral zu bleiben. 

Es ist laut der Journalistin zudem eine gute und wichtige Möglichkeit, viele andere Menschen zu Wort kommen zu lassen und so die Meinungen zu transportieren, dadurch kann man selbst sachlich bleiben.

 

“Mein Job als Journalistin ist, nicht zu werten.”

 

In der Fragerunde kam auch das Thema zur Sprache, ob die Arbeit als freie*r Journalist*in ein sicherer Beruf ist. Kley erzählt, dass dies für sie persönlich zutrifft, weil sie den Beruf schon lange ausübt, es gäbe allerdings gerade einen “gigantischen Wandel” in diesem Berufsbereich, sodass die Zukunftsperspektiven sehr unterschiedlich ausfallen.

 

“Ich fange an, mich irgendwann zu langweilen.”

 

Erklärt Kley, weshalb ihr die große Vielfalt an Themen gerade gelegen kommt. 

Am liebsten sind der Journalistin ernstere Themen, bei denen man Menschen “aufbrechen kann” und sie einem so viel Vertrauen entgegenbringen, dass sie sich öffnen. 

Außerdem gefallen ihr Beiträge, bei denen man viel erlebt, zum Beispiel Operationen, eine Ballonfahrt oder ein Flug mit dem Segelflieger.

Journalist*innen haben also einen sehr vielfältigen Beruf, was uns durch das Gespräch gut vermittelt worden ist. Auch wenn wir im Bennohaus ebenfalls Erfahrungen in redaktioneller Arbeit sammeln, war es interessant, einen Einblick hinter die Kulissen des Arbeitstags von Antje Kley zu bekommen.

 

Ostviertel-Redaktion

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