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Die Geschichte von Münsters Zwinger

Der Zwinger von Münster, ein Bauwerk, das man gar nicht übersehen kann, wenn man an der Promenade entlang spazieren geht. Mit seinem Durchmesser von 24,3 Metern und der Außenmauerstärke von 1,95 Metern ist das Gebäude ein massiver Zeuge der Zeit.

Der Zwinger ist ein Überbleibsel der Befestigungsanlage von Münster, der neben der Funktion einer Verteidigungsanlage über die Jahre viele verschiedene Funktionen hatte.
Im Jahr 1200 befand sich dort noch eine Toranlage der Stadtmauer, deren Verlauf der heutigen Promenade entsprach. Die Stadtmauer war früher zudem zusätzlich von Wassergräben umgeben. Diese Wassergräben haben dafür gesorgt, dass der Flusslauf der Aa geändert werden musste, wodurch die Toranlage ihren Nutzen verlor. Stattdessen entstand dort ein Wehrturm, mit dem dort über das Wasser gewacht wurde. An der Stelle des Wehrturms wurde um 1525 mit den ersten Arbeiten des Zwingerbaus begonnen. Das damalige Bauwerk bestand aus einem Rundturm mit Schießscharten, also eine Verteidigungsanlage.

Diese Verteidigungsanlage wurde vor allem 1534 und 1535 von den Täufern genutzt, um sich gegen die Belagerungstruppen des Bischofs zu verteidigen. 

Nach dieser Zeit wurde der Zwinger in den darauf folgenden Jahren oft umgebaut und erweitert. Zeitweise wurde die Verteidigungsanlage, die die Stadt vor Gefahren schützen sollte, auch für einige Jahre als Zwingburg gegen die Stadt verwendet, mit der Funktion, Unruhen in der Stadt zu bekämpfen. Dadurch bekam das Gebäude auch seinen Namen “Zwinger”.
Diese Nutzung des Gebäudes hielt aber auch nur einige Jahre, bevor es wieder wie zuvor zur Verteidigung der Stadt von Gefahren von außerhalb genutzt wurde.
Über die Verwendung des Zwingers in den nächsten zwei Jahrhunderten ist allgemein nicht viel bekannt, jedoch wurde der Zwinger in der Zeit sowohl als Rossmühle und Pulverlager genutzt.

1732 errichtete Johann Conrad Schlaun in zentraler Nähe zum Zwinger ein Zuchthaus, wozu der Zwinger als Untersuchungsgefängnis verwendet wurde. Dafür wurden mehrere große Umbauten durchgeführt, wie der Innenhof des Zwingers oder auch der Zellenring, was beides heutzutage auch noch zu sehen ist.
Die Nutzung des Zwingers als Gefängnis wurde auch für die nächsten 150 Jahre beibehalten. Anschließend wurde über den Abriss des Zwingers nachgedacht, was aber 1900 durch den damaligen Provinzialkonservator Albert Ludorff verhindert werden konnte. Daraufhin erwarb die Stadt Münster den Zwinger im Jahr 1911 mit der Verpflichtung, das Gebäude als historisches Denkmal zu erhalten.

In den nächsten Jahren gab es viele Überlegungen, was mit dem Zwinger gemacht werden könnte. Es wurde zum Beispiel überlegt, ihn als Stadtarchiv oder auch als Museum für Münsters Stadtgeschichte zu nutzen. 1919 wurde es dann jedoch an den Maler Friedrich Wilhelm Liel vermietet, der den Zwinger nach kleineren Umbauarbeiten als Wohnung und Atelier verwendete.

Während der Zeit des Nationalsozialismus hat sich die Funktion des Zwingers erneut und mehrfach geändert. Ab 1938 wurden im Zwinger Aufenthaltsräume, ein Musiksaal und ein Tonstudio eingerichtet, damit das Gebäude für die Hitlerjugend genutzt werden konnte. Diese Nutzung hielt einige Jahre an, bis die Geheime Staatspolizei ab 1944 den Zwinger zur Inhaftierung und Hinrichtung nutzte. Im Herbst 1944 wurde der Zwinger durch Bombenangriffe beschädigt und teilweise zerstört. Dennoch wurden von der Gestapo weiterhin Hinrichtungen im Innenhof durchgeführt.

Nach dem Krieg stand der Zwinger für einige Jahre leer, wodurch er verfiel. In den 1950er- Jahren mussten deshalb auch öfters Notsicherungen durchgeführt werden, damit das Gebäude nicht komplett einstürzte. Zudem entwickelte sich vermehrt ein öffentliches Anliegen, den Zwinger als Mahnmal zu gestalten. Die Umsetzung des Anliegens scheiterte aber lange an den fehlenden finanziellen Mitteln.

Erst zu den Skulpturprojekten 1987 wurde der Gedanke, das Gebäude zu restaurieren, wieder aufgegriffen. Die Künstlerin Rebecca Horn hat den Zwinger für eine Kunstinstallation genutzt. Ihr “gegenläufiges Konzept” besteht unter anderem aus 42 Metallhammern, die an den Wänden angebracht worden sind und regelmäßig ein tickendes Geräusch auslösen.
Zusätzlich wurden verschiedene Lichter verteilt, die eine beklemmende Atmosphäre auslösen sollen. Über dem Innenhof wurde ein Glastrichter angebracht, von dem alle 20 Sekunden ein Wassertropfen aus eine Höhe von 12 Metern in ein sich im Boden befindendes Becken fällt.

1989 beschloss der Rat der Stadt Münster, den Zwinger unter Einbeziehung der Kunstinstallation als Mahnmal zu nutzen, um an die Opfer der Gewalt in Münster, an die Opfer der Kriegsgewalt und der Verfolgung Unschuldiger, besonders an die unmenschliche Strafjustiz und den Terror gegen politische Gegner, Angehörige von Minderheiten und Kriegsgefangene während des Nazi-Regimes zu erinnern.

Die allgemeine Restaurierung des Zwingers war eine eher schwierige Aufgabe, durch die vielen Umbauten und Zerstörungen, wurde aber von 1995 bis 1997 durchgeführt.
Am 18. Juni 1997 fand die Übergabe und Einweihung des Zwingers mit der Installation von Rebecca Horn statt, wodurch die Restaurierungen passend zu den dritten Skulpturprojekten in Münster beendet wurde.

Seit 1998 ist der Zwinger als Außenstelle des Stadtmuseums für die Öffentlichkeit zugänglich, sodass sich jede*r einen eigene Eindruck von dem Mahnmal machen kann.

Katharina Tewes

Bufdi aus Klein-Muffi, Vollzeit-Geek, Bücherwurm

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