Die Herausforderung war klar gestellt. Innerhalb von 24 Stunden sollten 24 Vorstellungen gezeigt werden. Zwischen den Stücken gab es nur ca. 10-minütige Pausen, damit das Erlebte verarbeitet werden konnte und die Besucher untereinander eine Möglichkeit zum Austausch hatten. Dieses Theater-Event fand an unterschiedlichen Terminen im Wolfgang-Borchert-Theater, im kleinen Bühnenboden, im Boulevard-Theater, im Theater Münster, sowie im Pumpenhaus statt. Organisiert von Carola v. Seckendorff und Cornelia Kupferschmid wurden die Theaterfreunde Münsters dazu herausgefordert, offen für frischen Wind in der Theater-Szene zu sein. Ebenfalls war die Organisationsfähigkeit der Besucher gefragt, da ein 24-stündiges Programm nur schwer am Stück zu bewältigen ist. Dabei diente laut Carola v. Seckendorff jedoch ein ausgefeiltes Bühnenprogramm als Anreiz.
Hinter dem sichtbaren Bühnenprogramm verbarg sich die Idee, dass sich die Theaterschaffenden aus ganz Münster zusammenfinden, um gemeinsam ein Programm zu entwickeln. Darin flossen unter anderem ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Emotionen ein, die sie mit Münster in Verbindung bringen.
Das Opening „Warum spielen“ gab uns eine Möglichkeit, die Darsteller kennenzulernen. So erfuhren wir, welche persönlichen Erfahrungen diese mit Münster gesammelt haben. Neben witzigen Anekdoten über die Eigenheiten der Münsteraner erfuhren wir zudem, wie viel die Darsteller im Monat verdienen. Für die Pausen und als besondere Highlights hatten sich die Veranstalter besondere Ereignisse überlegt.
Das Programm war vielschichtig und regte uns immer wieder zum Nachdenken an. Auch kamen wir mit den Zuschauern ins Gespräch. Um 21 Uhr sahen wir „Auf dem Turm“ mit Christiane Hagedorn, die die Türmerin Martje Salje darstellt. Gefolgt von der Darstellung „Was ist unter der Fassade?“. Hier bekommt eine Münsteranerin von ihrer Großmutter einen Ordner mit den Worten: „Damit kannst du machen was du willst, wenn ich tot bin“. Beim Durchblättern stellt sie fest, dass der Ordner einen Nazi-Prozess beinhaltet, bei dem es um die Taten ihres Großvaters geht. Carola v. Seckendorff stellte uns noch weitere Highlights vor.
Eine Zuschauerin machte uns auf die Therapiestunde mit Frau Kemper aufmerksam. Dies war ein komplett improvisiertes Stück unter dem Titel „Warum kann Frau Kemper nicht schlafen?“.
In unserer Begegnung mit den Zuschauern und dem Programm wurde uns deutlich, dass dieses 24-Stunden-Event einen gewissen Festivalcharakter hatte. Hierbei spüren wir deutlich, dass ein Ort der Begegnung geschaffen wurde, wie auch Carola v. Seckendorff weiß.
Jedoch wurde so mancher vielleicht von den 97 Euro abgehalten, die man für ein 24-Stunden-Ticket zahlen musste. Insgesamt betrachtet ist dies jedoch ein verschwindend geringer Betrag für ein ganztägiges Theater-Programm. Die Kommunikation zwischen Veranstalter und Theater-Besucher konnte laut Carola v. Seckendorff vielleicht auch noch einmal überdacht werden.
Weitere Begegnungen mit den Zuschauern zeigten uns die unterschiedlichen Emotionen, die die Aufführungen bei dem Publikum hinterließen.
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